Sonntag, 7. August 2011

Ich versteh das nicht, Süddeutsches Magazin

So ein Magazin wie das der Süddeutschen Zeitung besteht inzwischen hauptsächlich aus Kolumnen. Während die langen Lesetexte inzwischen recht selten, immer weniger lang und immer weniger lesenswert werden, wachsen die Kolumnen: Kochen, Fotostrecke, Gewissensfrage, Produktfriedhof, Hoteltipp und schon habt ihr wieder ein Heft zusammen.

Einen besonderen Platz nimmt dabei die Kolumne "Das verstehe ich nicht" ein. Dort machen sich eure Autoren mit herzgefühlter Empörung über so verabscheuungswürdige, unterschichtige Phänomene lustig wie blitzende Tangas, lustige Fotos auf Facebook, Fotos im Retrolook, Selbstentblößungsfotos und überhaupt Fotos, weil das anscheinend immer ein Grund zur herzgefühlten Empörung ist.

Aber was heißt da "eure Autoren"? Das muss eine speziell ausgewählte, auf Herz und Arroganz geprüfte Edelfedern-Elite sein. Ich kann mir euer Assessmentcenter vorstellen, durch das die Kandidaten müssen, bevor sie ihre sehr gepflegte Abscheu gegenüber allem Menschlichen absondern dürfen. Kann der Kandidat sich über jede gemeine Freude erheben? Fehlt ihm jeglicher Blick für den Spaß am eitlen Treiben? Ist er ausreichend arrogant, Schicksale anderer als persönliche Schwächen umzudeuten? Kann er aus glücklichem Amateurdasein den Schmähwitz des bemühten Dilettantismus ziehen?

Ja? Dann reiht ihr ihn ein in die Reihe der beredten Welt-Nichtversteher, auf dass er uns mit seinem Schreiben jeden Spaß den überwürzten Garaus mache.

Wenn euch diese Kolumne gefällt, dürft ihr es gerne als Bewerbungsschreiben ansehen.

Grüße in den Elfenbeinturm.