Donnerstag, 17. Dezember 2009

2010 wird das Jahr des Scheiterns für Social Media

2009 war ein verdammt gutes Jahr für Social Media. Wir haben viele spannende Projekte gesehen. Vieles wurde zum ersten Mal ausprobiert, diskutiert und mit wohlwollendem Interesse verfolgt. Selbst der Fail erhielt so viel Aufmerksamkeit, dass er nicht nur lehrreich war, sondern kommunikativ richtig umgesetzt die Basis für weitere, erfolgreiche Projekte wurde.

Eine Warnung an alle im PR und Marketing Umfeld: Das wird 2010 nicht mehr so einfach mit dem Social Media. Wir werden im nächsten Jahr viele Social Media Projekte kümmerlich scheitern sehen. Und das hat zwei Gründe:

1. Wir scheitern, weil wir Ziele haben.

  • In 2010 werden Social Media schon allein deshalb scheitern, weil wir wir den Erfolg messen. Erstens werden Chefs und Controller zu Recht Zahlen verlangen, was die Sache denn bringt.
  • Zweitens werden die Projekte sehr konkrete Ziele bekommen, weil wir nach der Experimentierphase nun in der Lage sind, sie zu formulieren.
  • Drittens sind die Tools zum Monitoring und zur Evaluation inzwischen so gut, dass wir auch messen können, ob wir unsere Ziele erreicht haben.

2. Wir scheitern, weil Social Media erfolgreich ist.

Viele Testballons aus den PR- und Marketingabteilungen haben bis jetzt nur deshalb Aufmerksamkeit bekommen, weil sie zum ersten Mal in Social Media stattfanden. Jetzt ist Social Media eine Commodity wie fließend Wasser. Der Facebook-Auftritt einer Partei zur Bundestagswahl wird in keine Meldung mehr wert sein. Der twitternde Konzern ist nächstes Jahr nur noch einen Eintrag in eine Liste wert, aber keine Meldung in der Fachpresse. Auch die Aufmerksamkeit der Massen für die 500. "Folge mir und gewinne einen 5-Euro Reisegutschein"-Aktion wird geringer ausfallen.

Von PR und Marketing initiierte Social Media Aktionen werden also 2010 reihenweise scheitern, weil sie niemanden interessieren und deshalb keinen Return on Communication bringen. Weil sie kein Gespräch entfachen, und damit keinen Markt für Meinungen und Produkte.

Und jetzt kommt die gute Nachricht: Aus den gleichen zwei Gründen wird es 2010 viele verdammt erfolgreiche Social Media Aktivitäten geben! Die Menschen in Social Media werden sich Aktionen zuwenden, die witzig und gut umgesetzt sind, und die ihnen irgendeinen Nutzen bringen. Und unsere Chefs und Auftraggeber wollen Zahlen sehen - gute Zahlen.

Die Herausforderung für uns wird sein, das Engagement in Social Media strategisch einzubetten und uns klare Ziele zu setzen. Operativ aber brauchen wir viel bessere Ideen, viel mehr Kreativität und noch viel mehr Kooperation zwischen den Disziplinen. Bei aller Professionalisierung werden Social Media PR und Marketing 2010 deshalb nicht den großen Playern gehören, sondern den kreativen Strategen in kleinen, interdisziplinären Units.

Ich freu mich auf ein erfolgreiches Jahr des Scheiterns.

Montag, 28. September 2009

Gekommen um zu bleiben

2009 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in der die deutschen Parteien die Politik und den Wahlkampf ins Internet getragen haben. Sie sind unter uns. Wir werden uns an sie gewöhnen müssen.

Die Parteien haben 2009 Mut bewiesen, mehr Mut als so manches Unternehmen. Erstaunt sahen die Digital Natives zu, wie CDU, SPD, FDP, Grünen, Linken und Piraten die Tools in die Hand nahmen, die wir ihnen so laut angepriesen hatten. Sie haben viele Fehler gemacht. Sie haben sich anders verhalten, als wir es ihnen in lustigen Manifesten niedergeschrieben hatten. Aber sie haben durch ihr Handeln die Regeln verändert und Fakten geschaffen, wo viele Experten noch theoretisierten.

Mit viel Geld und Manpower wurde die ganze Bandbreite von Social Media zum Einsatz gebracht: Facebook, Twitter, Xing, YouTube. Es wird spannend, wie viel von dieser Leistungsschau des politisierten Social Media Engagements übrig bleibt. Aber irgendwo ist immer Wahl, und die Investitionen und Erfahrungen in der neuen Welt waren nicht umsonst.

Die Parteien müssten Netzwerke werden, forderte Florian Semle beim jüngsten Social Media Club in München. Dabei sind Parteien nichts anderes als Netzwerke. Was die Parteien in Social Media aufgebaut haben sind Plattformen. Gute, weitgehend funktionierende Plattformen.

Wir, die wir Unternehmen beraten wollen, sollten sehr genau analysieren, was uns die Parteien da vorgemacht haben. Wir können viel lernen vom Mut, es einfach zu tun.

Freitag, 25. September 2009

Nur Prisen-PR?

In ihrem sehr intelligentem Blog-Beitrag auf dem PR-Blogger schildert Heike Bedrich den Wandel der Rollenverteilung zwischen den Kreativen, den Vermarktern und der Publik Relations im Online-Marketing. Ihre Beobachtung: In Zeiten, in denen Online-Marketing mehr bedeutet als Klicks zu erzeugen, wächst die Rolle der PR. Recht so. Schließlich trägt PR das Schaffen von Beziehungen schon im Namen.
Heike Bedrich beobachtet auch, dass die PR-Agenturen noch zögerlich sind, wenn es um den Aufbau eigener Units im Online-Marketing geht. Auch richtig - aber meiner Meinung nach nur eine Momentaufnahme.
Tatsächlich sind nur wenige institutionalisierte Units sichtbar bei den Agenturen. Sieht man genauer hin, entdeckt man viele Schnellbote. Kleine, informelle Teams und Einzelkämpfer, die sich in den Ozean vorwagen.
Geduldig analysieren wir das geheime Voodoo-Getue der Affiliate/Display/SEM (ADS)-Spezialisten und merken: Mit den heutigen Tools brauche ich für einfache Aufgabenstellungen und Gehversuche die Hilfe dieser Schamanen gar nicht mehr. Es lassen sich erstaunliche Ergebnisse erzielen mit Kreativität und ein wenig Verständnis, mit einem Kunden, der Versuche zulässt, mit einem Management, das den Rücken freihält.
Die Schamanen-Kaste braucht davor keine Angst haben. Wir PR-Ler nehmen nur Social Media beim Wort und lernen. Wir probieren aus, wo wir Public Relations sinnvoll verlängern können. Wir sehen die Grenzen, an denen wir ohne Euch nicht auskommen werden.
Am Ende des Lernprozesses werdet ihr in uns selbstbewusstere, kompetentere Ansprechpartner finden. Wir werden mit den Kreativen und Euch zusammen einiges auf die Beine stellen. Public Relations wird dann mehr sein als nur die Prise Gewürz im Kuchen - wir naschen schon am Teig.

Dienstag, 4. August 2009

Und sonntags sogar zwei

Sechs Bio-Eier von Marktkauf für 99 Cent im Angebot halte ich für einen fairen Deal - für mich, aber auch für die Hühner? Ein genaueres Scannen der Packung nach möglichen Hinweisen auf Massentierhaltung, Gen-Eier oder gefälschte Markenware aus China zeigt, dass meine Eier nicht aus einem Stall kommen. Sie waren auch nie freilaufend. Nein, die Eier vom Marktkauf stammen aus einer Legegemeinschaft!

Als kritischer Verbraucher frage ich:
1. Handelt es sich hier um eine sozialistisch strukturierte Volks-Legegemeinschaft, in der Hühner ihr Plansoll (und sonntags sogar zwei!) erfüllen müssen, damit die volkseigenen Volkseier endlich in die BILD kommen?
2. Ist es eine Gemeinschaft selbstbewusster Gründerhühner, die sich zusammengetan haben und nebenbei das Leg 2.0 mit einem revolutionären Kurznachrichtendienst genannt Gacker rocken wollen?
3. Oder sind es reiche Hühner auf einer Wellness-Farm, die zwischen zwei Heu-Bädern die Brust machen lassen?

Mittwoch, 17. Juni 2009

Radio ist einfach geiler

Natürlich hätte ich auch gerne so ein hermetisch verschlossenes, von Wissen und Erfahrung kaum durchdrungenes Weltbild wie die selbstdarstellenden Social Media Dogmatiker auf der einen Seite und die papierfixierten Apologeten der Irrlehre des Qualitätsjournalismus auf der anderen. Im Geiste der Aufklärung erzogen aber bediene ich mich gerne meines Verstandes und bin daher fähig, ja gezwungen, auch etwas komplexere Zusammenhänge zu sehen als den heraufbeschworenen Kampf der Kulturen, der letztendlich gerade mal ein Treffen der Generationen ist.
Nein, wir müssen nicht jedesmal das Rieplsche Gesetz zitieren, wenn wir daran glauben wollen, dass die Tageszeitung der einzige Weg zum Glück ist. Weil wir wissen, dass Wachstafeln vielleicht noch in Gebrauch sind, aber schon lange kein Teil der meinungsbildenden Medien.
Wir müssen auch nicht so cool und elitär in Buzzwords (Poken!) daherkommen wie die liebe Twitter-Gemeinde. Weil wir wissen, wie elitär und versnobt die Blogger vor ungefähr 24 Monaten waren.
Wir müssen nur einfach mal auf dem Weg zur Arbeit das gute Bayern2 hören, genauer die "radiowelt"; und dort die Reportage des Korrespondenten aus dem Iran. Seine letzte Berichtsmöglichkeit ist es, sich auf den Balkon zu stellen und das Mikro auf die Straße zu halten. Er fängt den Moment ein, in dem all abendlich die Menschen in Teheran dem Regime buchstäblich aufs Dach steigen und wie auf ein geheimes Zeichen hin die Parolen der Aufständischen in Wortspielen und Versen über die Stadt rufen, eine neue, einfallsreiche Form des öffentlichen Protestes. Ein journalistisches Meisterwerk in 1:30.
Irgendwann wird der BR diese Reportage vielleicht online stellen, und dann werden wir vergleichen können:
  • Wir werden sehen, dass die SZ ungefähr zwei Seite-3-Formate gebraucht hätte, um das alles zu transportieren.
  • Wir werden sehen, dass auf Twitter wahrscheinlich gerade eine Twitpoll läuft, bei der alle den Wächterrat irgendwie ganz doof finden und außerdem wäre das doch was aus Herr der Ringe, 1. Teil (der Verfilmung).
  • Im Ersten liefe wahrscheinlich ein Brennpunkt, aber es gibt nichts zu sehen aus dem abgeriegelten Land.
Das alles werden wir sehen und vergleichen. Dann werden wir zu dem Schluss kommen, dass Radio für diesen Fall einfach geiler ist. Und dass es Sternstunden für Medien gibt, in denen alle anderen nur matt leuchten. Und dann, wenn wir den letzten Gedankenschritt machen wollen, werden wir sehen, dass eine Schwarz-Weiß-Sicht und ein Lagerkampf zwar unterhaltsam, aber nicht unbedingt zielführend sind.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Social Media, Marketing und PR

Eine Studie von Knowledge Networks hat festgestellt, dass Social Media via Twitter,Facebook & Co zwar Main Stream ist, aber in Sachen Marketing noch weiter hinter anderen Kanälen liegt.
Nur 5% der User informieren sich über Produkte in den Social Networks. Lediglich für Filme, Bücher Musik und TV-Inhalte scheint es eine Chance darzustellen.

Das scheint einleuchtend, wenn man die Inhalte ansieht, die in den Social Networks herumgereicht werden. Das Web ist noch stark selbstreferentiell. Twitter Nutzer reden immer noch sehr gerne über: Twitter und sich selbst. 

Weiter gedacht stellt sich die Frage, in wie weit in Social Media Meinungen in Bewegung gebracht werden können. Beide Disziplinen, Produktmarketing und PR, brauchen für das Social Web neue Zugangs- und vor allem Denkweisen. Beide müssen experimentieren, um ein Teil des Gesprächs zu werden, das die Nutzer in Social Networks führen. Das Schöne ist, das beide wieder voneinander lernen können. Das Gespräch ist das Basiswerkzeug beider Zünfte. Lasst uns sprechen lernen.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Medien-Prostitution und PR

Wenn sich Thomas Knüwer auf seinem Blog sich über die Ignoranz und fehlende Innovationskraft der Verlage aufregt, dann hat er sicher Recht. Und doch beobachte ich seit einem knappen Jahr in der täglichen Medienarbeit eine ganz besondere Innovation, oder besser eine Mutation in vielen Redaktionen. Und deshalb ist es an der Zeit, dass sich Verlagsleiter, Redakteure und PR-Arbeiter die K-Frage zu stellen. K wie Koppelgeschäft.

Es ist bei einigen Medien, Fachmedien wie Publikumspresse, inzwischen üblich, dass beim Redaktionsgespräch neben PR-Arbeiter, Redakteur und Kunde auch der Anzeigenbeauftragte demonstrativ mit am Tisch sitzt. Auf meinem Schreibtisch landen Faxe, die auf der einen Seite eine ganze Latte 'redaktioneller' Berichterstattung anbieten ("ein Interview über 2 Seiten, Nennung auf der Titelseite, Messevorabbericht") und auf der anderen den schon fertig ausgefüllten Anzeigenschaltplan mitgeben. Es handelt sich dabei wohlgemerkt und ein ehemals recht angesehenes Fachmagazin.
Auch der Redakteur eines Wirtschaftsmagazins sagt am Telefon ganz offen: "Die Geschichte ist interessant, aber wir haben so viele Anzeigenkunden, die wir erst bedienen müssen." Vom Privat-Radio kennt man es sowieso nie anders.
In vielen Redaktionen scheint eine panische Duldungsstarre für dererlei Koppel-Kuppelei zu herrschen. Nachhaltig ist das Ganze nicht, es ist ein gefährliches Nervengift für die Medien - und für die PR-Branche.
Gerade die Fachmedien schaufeln sich fleißig das eigene Grab, denn die Leser/Experten riechen gekaufte Schreibe sehr schnell. Der leicht süßliche Hautgout der Irrelevanz zieht durch den Raum, wenn das Magazin gezwungen durch das K-Geschäft am Leser vorbeischreibt. Es wird den Verfall vieler Print-Medien nur beschleunigen.
Für die PR aber ist diese Entwicklung ebenso bedenklich. Unsere Spezialität ist es, zusammen mit dem Kunden die Story herauszuarbeiten, das Angebot an den Journalisten zusammen zu tragen. Die Diskussion auf dem PRlen-Blog zeigt diesen Prozess sehr gut auf. Ist es der besondere Gesprächspartner? Ist es der einzigartige Einblick in die Entwicklungsabteilung? Wir bieten an, der Redakteur wählt aus. Das macht uns zu einem Glied in der Produktion von Öffentlichkeit.
Anzeigenplatz kaufen aber kann jeder. Und je schlechter und langweiliger die Story des Unternehmens, desto eher wird es zu diesem Mittel greifen und die PR links liegen lassen. Mit Koppelgeschäften machen wir uns genauso überflüssig wie die Medien, die darauf eingehen.
Um es mit der Weisheit der Hopi-Indianer zu sagen:
"Erst wenn das letzte Holzmedium vernichtet ist, werdet ihr erkennen, dass Anzeigenplatz kein Nachrichtenfaktor ist."


Mittwoch, 29. April 2009

Neue Website von Cortal Consors

Cortal Consors war die erste meiner Banken, die am Beginn der Finanzkrise mit mir als Kunden geredet hat: Hallo, ich bin noch da, ich bin stabil, lass uns mal reden. Alle anderen von mir mit meinem Geld betrauten Institute halten sich bis heute still. 

Jetzt steht Cortal Consors kurz vor dem Relaunch des Kundenportals cortalconsors.de. Und die Kommunikation ist vorbildlich.

Das Kundenmagazin hat schon letzte Woche eine Vorschau gezeigt und Spannung erzeugt. Und jetzt bietet Cortal Consors per Newsletter eine Guided Tour an.

Das neue Design: nett

Die Funktionen: wird sich zeigen, auch wenn man schon jetzt sehen kann, dass Hobby-Trader ganz klar im Kundenfokus bleiben.
Aber der kommunikative Spannungsbogen, die Wahl der Medien und die Ansprache zeigen, dass bei Cortal Consors Profis am Werk sind.

Mittwoch, 8. April 2009

Guttenberg will 2 Mio. Bürger abwracken!

Screenshot von iGoogle
Die Reihung der Meldungen auf tagesschau.de macht deutlich, wo die Reise im Krisenland hingeht. Wirtschaftsminister Von&Zu hat noch keine Details bekannt gegeben, aber ich würde sagen, 2500 Euro pro Bürger sollten es schon sein. Wirtschaftsexperten warten, die Prämie würde vor allem ausländischen Herstellern zu Gute kommen. Von den Grünen hieß es, das Programm enthielte keinerlei ökologische Komponente und sei deshalb abzulehnen.

Dienstag, 7. April 2009

Geschichten aus dem Norden

Geschichten aus dem hohen Norden, Teil 1:

Klicken zum Vergrößern. Foto: silberlichtVor dem Hintergrund der Debatte um Ärzte, die Hilfe nur noch gegen Bargeld leisten, bekommt mein Foto aus Hamburg eine ganz neue Bedeutung.

Samstag, 28. März 2009

Bahnchef Mehdorn ist eine sichere Bank

Wenn der Mehdorn noch für etwas gut ist, dann dafür, dem inzwischen sehr twitter-lastigem Silberlicht einen Anlass zum Bloggen zu geben. Ja, der Mehdorn ist eine sichere Bank, wenn dieser bittere Witz erlaubt ist.
Der Mehdorn hat gerade gesagt, dass er für seinen Rücktritt nicht zur Verfügung steht. Klar, der Mehdorn hat sicher viel zu tun mit dem Abhör-, Daten-, Blogger-, Spitzelskandal und da ist ja auch der unbedeutende weltweite Konzern, den er da so nebenbei führt. Da bleibt keine Zeit, sich auch noch um einen Rücktritt zu kümmern. 
Das ist so selbstlos vom Mehdorn, denn mit dem Rücktritt wäre sicher eine Abfindung fällig, wie sie sonst nur Bänker und Pfusch-Ärzte einstecken.  Dabei ist aber zu beachten, dass angesichts der Schweinereien auf Schienen bei der Bahn dummerweise ein Rücktritt einfach fällig ist.
Deshalb biete ich an, beim Bahn-Rücktritt einzuspringen für den Mehdorn. Ich habe jetzt gerade eh zwei Wochen Urlaub. Hallo Herr Tiefensee, bitte Anfrage einfach per Twitter.

Mittwoch, 25. März 2009

Der Verbindungsblasebalg von Autoscout24

Ganz unkommentiert eine lustige Phishing-Mail von Autoscout24 bei denen ich sicher kein Konto habe:

Aufmerksamkeit!
Liebes Mitglied Autoscout24,

Wir haben kurzlich bemerkt, dass eine oder mehr Versuche in zu Ihrem autoscout24 Konto von einem auslandischen IP Adresse loggen..

Wenn Sie kurzlich auf Ihr Konto zugegriffen haben, wahrend Reisen, durfte der ungewohnliche Klotz in Versuchen von Ihnen eingeleitet worden sein. Jedoch, wenn Sie den Klotz in nicht eingeleitet haben, bitte Besuch autoscout24 sobald moglich, Ihre Identitat zu beglaubigen:

http://www.autoscout24.ch/home/index/login.asp/verify.html

Beglaubigt, dass Ihre Identitat ein Sicherheitsma©¬ ist, das sichern wird, dass Sie die einzige Person mit Zugriff auf das Konto sind.

Dank fur Ihre Geduld, als wir zusammenarbeiten, Ihr Konto zu schutzen.

Fur mehr Informationen sieht bitte den Verbindungsblasebalg:

http://about.autoscout24.com/de-de/au-company/au-company-agb/au-company-agb-as24.aspx

Freitag, 6. März 2009

Silberlicht ruft zum PR-Streik auf

Die Warnstreikwelle der deutschen Brauer rollt. Wie ungemütlich streikende U-Bahn-Fahrer sind oder wie schmerzhaft raffgierig-vorauskassierende Ärzte, haben wir lernen müssen.
Was aber, wenn Berufsgruppen streichen, deren Funktion in der Gesellschaft für die meisten Menschen absolut unklar ist: Bezirkstagspräsidenten, Bürokratiebeauftragte in Brüssel oder PR-Berater?
Wie lange würde unser Alltag ohne uns PR-Len funktionieren? Oder besser: Würde es überhaupt jemand merken?
Zuerst würde wohl ein leises Aufatmen durch die Redaktionen der Republik gehen. Keine Anja-Tanja-Anrufe, keine halbgaren Pressemitteilungen im Fax. Spätestens nach 2 Tagen ohne Kommunikationskräfte würde es seltsam still werden in den neuen Newsrooms und den edelfedrigen kleinen Schreibstuben des Landes. Kommt nichts? Keine Mails? Sollte ich mal Anja-Tanja anrufen?
Auf Twitter liefe ganz schnell gar nichts mehr ohne die treibende Kraft der selbstherrlichen Selbstdarsteller ("Heute wieder 342343453543457345 Neukunden abgefertigt. Alle Achtung!").
Viel schlimmer als der Aufwand, jetzt plötzlich selbst Themen zu recherchieren, wäre das furchtbare Gefühl der Vernachlässigung bei den Journalisten und noch viel mehr bei den Bloggern im Lande. Bin ich nicht mehr wichtig? Fragt mich keiner mehr?
Unsere geliebte Medienzielgruppe würde uns in Grund und Boden schreiben. Wie wir uns das erlauben könnten. Ob wir keinen Funken Verantwortung mehr hätten. Die BILD-Zeitung würde uns auf eine Stufe mit den Vorauskasse-Ärzten stellen.
Ihr würdet uns hassen, weil ihr uns liebt. Keine Angst, wie lieben euch auch, liebe Medienzielgruppe. Wir sind Profis, wir kommunizieren mit Herzblut und wir bringen mit euch zusammen Meinungen in Bewegung. Wir pitchen per Twitter, wenn eine Diva das will. Wenn ihr das so wollt, tanzen wir für euch. Alles nur um euch zu zeigen: Wir sind besser als Ärzte!

Dienstag, 3. März 2009

Alice im Cerealienland

Klar, Marken sollen uns fesseln, aber ich finde, Kinder Country geht da ein Stück zu weit. Wie das Markenfachblatt W&V bemerkt, "entführt" Kinder Country die Kunden "in eine Cerealien Welt".
W&V berichtet direkt vom Tatort und wie immer geht es um eine Frau, die in diesem Fall "beim Verzehr eines Riegels in die Kinder Country-Welt" eintaucht. Die Ärmste, aber selbst schuld, auf den Trick sind schon Hänsel und Gretel reingefallen. Haben euch eure Eltern nicht vor Fremden gewarnt, die mit Cerealien locken?
Anscheinend nicht, und deshalb landet die Frau "in eine[r] animierte[n] Idylle aus Cerealien, die in Milchcreme fallen", heißt es weiter. Wie man sich das vorzustellen hat findet man nicht nur auf den "allen reichweitenstarken TV-Stationen in Deutschland" sondern praktischerweise auch auf der Website der Entführer.

Was lernen wir daraus:
  • Cerealien, die in Milchcreme fallen, hält die W&V für idyllisch.
  • Der Agentur Jung von Matt/Spree fällt zwar nicht viel Neues ein, aber dafür erhält man nette Musik und eine ordentliche Website dazu.
  • Die Website ist wirlich gut!

Donnerstag, 19. Februar 2009

Sportbild verrät Schalkes Derby-Aufstellung!


Na, das wird ja ein Leichtes für Schalkes Gegner beim Ruhr-Derby gegen den BVB. Auf Seite 1 der aktuellen Sportbild plappern die Gelsenkirchener ihre Taktik aus.
Doch die grundsätzlich erfolgsversprechende Idee, statt 11 hilflose Spieler nun 500 knackige Polizisten auf den Platz zu stellen, wirft auch Fragen auf:

  • Treten die Beamten in Grün auf oder in Königsblau?

  • Hat die Krise jetzt Gelsenkirchen erreicht und muss hier der Staat einsteigen?

  • Wird aus Schalkes Ersatzbank jetzt die Bad Bank der Bundesliga?

Mittwoch, 4. Februar 2009

Bahn und Benedikt: Die PR-Katastrophen alter Männer

In meinem Twitter-Netzwerk war von der PR-Katastrophe im Vatikan gestern nicht viel zu lesen. Wohl aber von der Abmahnung der Deutschen Bahn gegen den Netzpolitik-Blog. Jenseits des Online-Buzz' schlugen die Wogen der Kritik über dem Bahnpapst und dem Katholiken-Chef zusammen.
Es scheint ein Problem alter, weißer Männer zu sein, dass sie in Führungspositionen irgendwann die Fähigkeit verlieren, das Richtige zu sagen - und vor allen das Richtige zu tun. Nach 16 Jahren Kohl konnte ihn keiner mehr sehen. Stoiber wurde in Bayern von den Parteifreunden vom Hof gejagt.
Schaut man sich die aktuellen Fälle genauer an, sieht man folgendes Verhaltensmuster:
  • Beide handeln falsch: Der eine stellt die Belegschaft unter Generalverdacht, der andere nimmt einen Ausgestoßenen in den Schoß der Kirche auf, der noch am Tag vorher den Holocaust leugnet.
  • Beide kommunizieren falsch: Beide glauben, dass die Kritik wie bisher an ihnen abperlen wird. So haben Sie es schon immer gemacht und so soll es jetzt auch funktionieren. Diese Haltung prägt jede ihrer Aussagen. Klarstellungen, Erklärungen, Eingeständnisse oder gar Entschuldigungen erfolgen nicht. Hat man ja nicht nötig, wenn man ein Unternehmen führt, dass seit 2000 Jahren das Monopol auf den Schienenverkehr hat oder so ähnlich.
  • Beide haben aufgehört, zuzuhören. Wenn die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners eine Verwaltungspanne war oder Mehrdorn vom Datenabgleich seiner Belegschaft nichts wusste, dann liegt das daran, dass sie sich nicht dafür interessieren. Genauso wenig interessiert sich Mehdorn für die Wellen, die die Aktion seiner Anwälte im Netz schlug.
Falsch handeln, falsch kommunizieren, bloß nicht zuhören: Als PR-Berater ist es eine Akquise-Strategie, die Riege der alten, weißen Männer in der Unternehmenswelt durchzugehen und die Pakete für Krisenkommunikation schon mal geschnürt bereit zu halten. Denn die Krise kommt zu ihnen so sicher wie das Amen in der Kirche - oder die Bahn.

Dienstag, 13. Januar 2009

Silberlicht liest die Zeichen der Zeit

Heute morgen hat Bayern3 den Tag des Fleißes ausgerufen, aber davon muss man sich ja nicht beeindrucken lassen. Vielmehr lasse ich mich führen von den Zeichen, die ich gestern erhalten habe.

Es begann, als ich gestern Mittag in der Agenturküche, in der Montags immer die Geschäftsleitung tagt, einen verräterischen Zettel gefunden habe. Mein messerscharfer Geist folgerte sofort: Das kann nur die neue Führungsstruktur sein, die sie hier auf einem kleinem gelben Post-it niedergelegt haben. Und mein Kürzel steht ganz oben! War dann aber nur der Döner-Bestellzettel von letzter Woche.


Nachdem ich mich auf meinen messerscharfen Geist offensichtlich nicht verlassen konnte, verstieg ich mich auf's Obskure und begann mit dem Kaffeesatzlesen. Ja, Pech im Job, Glück in der Liebe, sagte mir der Bodensatz meiner wbpr-Tasse. Grund genug, diese Woche als Love-Week für unsere Kunden auszurufen. Es macht mir richtig Spaß, für euch alle zu arbeiten.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Orbit Balance und die lustige Geschmacksrichtung

Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk, aber die Werber von Wrigley setzen im neuen Spot für Orbit Balance erstmal eine Pause. Geschickt lenken sie die Aufmerksamkeit auf den neuen Spot, in dem sie sich wohltuend von Geschrei des Werbeblocks absetzen und erstmal 10 Sekunden gar nichts von sich hören lassen.

Dieser akustische Aussetzer entspricht wohl dem Denkaussetzer der Produktentwickler, die nach Käse und Kaffee nun auch dem Kaugummi ins Gleichgewicht bringen wollen.

Nun kann ich noch sehen, dass der Fettzuwachs durch die Doppelrahmstufe durchaus ins Ungleichgewicht führen kann, wenn er primär vorne (bei Männern) oder hinten (bei Frauen) stattfindet. Da ist es schön, wenn man sich bei der Brotzeit ausgleichen kann.

Auch bei Kaffee bin ich angesichts der Qualität der meisten Büro-Brühen froh über einen Weichspüler für Geist und Magenschleimwand.

Welches Ungleichgewicht der neue Orbit Balance mit den lustigen Geschmacksrichtungen Papaya-Aloe Vera und Himbeere-Zitronengras ausgleichen soll, erschließt sich nicht leicht und deshalb veröffentlicht Wrigley die gleiche PI sicherheitshalber nicht nur einmal, sondern zweimal. Was wohl daran liegen kann, dass man auf einem Bein nicht gut steht, wie der Volksmund das Balance-Problem zusammenfasst.