Montag, 24. Dezember 2012

Das Gott und der politische Shitstorm

Alle regen sich über die Shitstorm- und Mobbing-Kultur in Social Media auf. Dabei ahmen die Menschen nur nach, was sie in der Politik und in den Medien täglich erleben. Ein Beispiel.

Weihnachten und Neujahr inspirieren uns, wichtige Fragen zu stellen, zu deren Beantwortung wir im Trubel des Jahreslaufs nicht kommen. Was war, was wird? Geht die Welt unter? Wie halt ich's mit der Religion? Spezialisierst auf solche zeitaufwändigen Fragestellungen ist natürlich Die ZEIT, und wahrscheinlich weil man vor Weihnachten noch einen Aufreger brauchte, fragte man halt jemanden, der in seiner Unbedarftheit verlässlich ebensolche produziert: Kristina Schröder. Die entblödet sich nicht und erklärt, dass man statt der Gott auch das Gott sagen könnte. So weit, so wenig.

Und mit diesem vermeintlichen Aufreger löst die alte Tante aus Hamburg einen Kurzschluss im politischen System aus, das entweder vor Weihnachten komplett unterbeschäftigt ist und Zeit zum Plappern hat oder angesichts der immerwährenden Euro-, Finanz- und Schuldenkrise nach Entlastung sucht.

Als Erstes spricht Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) und sagt, das mache sie sprachlos. Katharina Reiche (CDU), Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, bleibt von jeglicher Sprechscham verschont und gibt von sich: "Der liebe Gott bleibt der liebe Gott."

Nun melden sich auch Männer zu Wort und stellen sich vor Klein-Kristina, zum Beispiel der Sprecher von Schröders Ministerium, Christoph Steegman. Er verweist weise auf die höchste irdische Autorität bei diesem Thema: den Papst. Das kann der Leiter des Kommissariats der katholischen deutschen Bischöfe, Karl Jüsten, nicht so stehen lassen und nimmt Schröder ebenfalls in Schutz, weil das Ganze mit den "Kategorien des Gendermainstreamings" nicht zu fassen sei.

Bei der ZEIT hat man sich dieses wohl-inszenierte Domino des Sinnfreien wahrscheinlich mit Vergnügen angeschaut, konnte aber nicht umhin, auch noch einen Kommentar nachzuschießen, welche Belastung Schröder für die Union sei.

Hätte dieser Flashmob der Unbedarften seinen Ursprung auf Facebook gehabt, hätten sich genau die gleichen Leute über die Diskussionskultur dort beklagt. Wahrscheinlich wären Forderungen nach Mäßigung (Die ZEIT), dem Internet-Radierer (Ilse Aigner) oder einem grundsätzlichen Verbot von Facebook und allem anderen (Innenminister Friedrich) aufgekommen. So aber suhlt sich das politische System samt der beteiligten Medien im selbst aufgewirbelten Dreck und findet es auch noch schön.

Samstag, 22. Dezember 2012

2013: Kommunikation wird eine Frage des Respekts

R-E-S-P-E-C-T, find out what it means to me. Wir Kommunikationsexperten sollten lernen, Respekt zu buchstabieren. Wir werden ihn brauchen, denn es hat sich einiges geändert, und das wird spätestens 2013 voll auf unser Arbeitsfeld durchschlagen.

R-E-S-P-E-C-T, Respekt kommt von Rücksicht nehmen, berücksichtigen. Kommunikation wird noch komplexer werden, weil wir neue Variablen in unser Rechnung haben und berücksichtigen müssen. Was ist neu?

1. Das Mediensystem ändert sich - grundlegend
Klassische Medienarbeit wird schon lange tot gesagt. Das ist dummes Geschwätz. Ohne die Strahlkraft und die Reichweite klassischer Medien ist es sehr schwierig, neue Punkte auf die öffentliche Agenda zu setzen. Natürlich informieren sich die Menschen über Social Networks, natürlich gibt es gute Blogs, die besser informiert und schneller sind als die klassische Tageszeitung. Das ändert aber nichts an der Impulskraft, die ein guter Beitrag in einem Leitmedium hat.

Und trotzdem: Das Ende der FTD und der FR waren nur Vorboten. Tatsächlich funktioniert das Geschäftsmodell der meisten Printmedien nicht mehr. Und ja: Auch das Geschäftsmodell des guten Journalismus muss überdacht werden. Wir als Medienarbeiter haben es mit weniger Ansprechpartnern in den Redaktionen zu tun, die noch weniger Zeit haben und von noch mehr PR-Leuten belagert werden. Wir müssen deshalb mehr bieten als bisher. Für die Ansprache der Redakteure heißt das zum Beispiel: die exklusivere Geschichte, den kompetenteren Ansprechpartner, die bessere Idee.

Respekt gegenüber den Journalisten in den klassischen Medien heißt: Wir bringen mehr und bessere Inhalte aus dem Unternehmen an die Medien; gut produziert, multimedial angereichert und ohne Fixierung auf die Selbstdarstellung.

2. Neue Beta-Öffentlichkeiten organisieren sich selbst und rasend schnell
Mit diesen Inhalten werden Unternehmen selbst ein wenig zu Medienproduzenten. Und es wäre dumm, die nur an die Medien zu geben. Zu den neuen Variablen gehören sich viele, sich selbst organisierende Öffentlichkeiten. Die meisten Alpha-Blogger haben sich weitgehend komfortabel und profitabel eingefügt in das Geben und Nehmen auf dem PR-Markt. Ein Aufstand der Unzufriedenen ist nicht zu erwarten.

Eine Ebene darunter wird es spannend. Jenseits der abgestandenen Blogger-Pose entstehen immer mehr gute Beta-Blogs. Diese Blogger sind öfter weiblich als männlich, sie sind schnell, sie fokussieren auf ein Thema und sie sind nicht mehr von den klassischen Medien und ihren Nachrichtenfaktoren sozialisiert. Sie sind vernetzt und haben in ihrer Community eine treue Gefolgschaft. Sie nutzen auch Facebook wie einen Blog und zapfen damit die soziale Dynamik an. Sie haben das Potenzial, uns Kommunikatoren komplett zu überraschen, positiv wie negativ.

Respekt gegenüber diesen neuen Rädelsführern der Öffentlichkeit heißt: Wir müssen genauer hinhören, die relevanten Sprecher identifizieren und sie gewinnen. Das Zusammenspiel mit ihnen wird höchst persönlich, höchst individuell und nicht immer werden wir das bekommen, was wir uns wünschen. 

3. Misstrauen wird die galaktische Konstante aller Kommunikation 
Das liegt vor allem an einer Tendenz: ein grundsätzliches, fast bösartiges Misstrauen im Social Web. Das Social Web ist eine Sauna: Wir sind alle nackt, aber deswegen beäugen wir uns nur umso kritischer. Schon kleinste Abweichungen und Annäherungen werden aufgebauscht. Im Zweifelsfall löst schon eine Geste die große Entrüstung aus. Das trifft Unternehmen genauso wie Parteien, Organisationen, Institutionen und letztlich uns alle. Sie alle müssen diese neue, aufgeblasene Aufregung aushalten.

Respekt gegenüber den neuen Öffentlichkeiten heißt, mit dem Sturm im Wasserglas zu rechnen und den Kunden darauf vorzubereiten. Wenn wir gut sind, nehmen wir das Momentum der Aufregung auf und nutzen es, um die Diskussion weiter zu bringen und neue Öffentlichkeiten anzusprechen.


Montag, 26. November 2012

Food Start-ups: Grüne, digitale DNA

Umsatz geht durch den Magen - viele Start-ups versuchen es in der Lebensmittelbranche. Mit außergewöhnlichen Produkten, ausgefeilten Geschäftsmodellen und vor allem mit einzigartigem Produktdesign. Ein Rundgang auf der Eat'n'Style in Stuttgart.

Am Weinstand riecht es muffig, und man weiß nicht so recht ob es der laue Würtemberger in der Flasche oder der hinter der Theke ist. Die Besucher drängen sich um die anderen Stände. Spannende Food Start-ups locken die Menschen an den Stand und zur Kasse. Sie heißen Snack-Mania, Spice for Life oder Hennes' Finest, und sie sind allesamt Vertreter der Organic Digital Natives mit Geschäftsmodellen, die das Bio-Siegel und den Onlineshop schon hatten, bevor sie das erste Mal über einen Businessplan nachdachten.

Spice for Life kommt aus Berlin, ist aber trotzdem cool. Das Start-up vertreibt außergewöhnliche Gewürze in einer Qualität, die weit über das hinausgeht, was man vom Gewürzregal im Supermarkt kennt. Direkt aus der Mühle bekomme ich eine Spur Ceylon-Zimt auf die Hand gemahlen: Die Duftnoten hauen mich um. Und so geht es weiter. Schwarzer, geräucherter Kardamon, der nur darauf wartet, der Sauce zum Rehrücken dieses Out-of-Space-Extra zu geben. Einzigartig sind auch die Fruchtpulver von Spice for Life. Der Schweinebratenkruste wächst eine kulinarische Gänsehaut, wenn sie eine Spur des intensiven Himbeer-Pulvers abbekommt. Und so könnte man sich weiter durch Geschmackswelten träumen. 

Hennes' Finest hat sich dagegen auf ein Gewürz spezialisiert: Pfeffer. Wer die weiße, rote und schwarze Variante des Kampot-Pfeffers aus Kambodscha frisch aus der Mühle probiert, denkt nicht mehr an das muffige Pulver aus dem Kantinen-Streuer. Die Aromen von Minze, Blüten und Tee wechseln sich ab. Das Standpersonal in Hosenträgern zeigt, dass es das Produkt kennt. Und natürlich machen die großen Mühlen was her. Aber: Mit wem haben Sie sich zuletzt eine Viertelstunde über Pfeffer unterhalten? In Köln gibt es einen Laden von Hennes' Finest, der Rest läuft über das Internet.

Snackmania könnten auf den ersten Blick die Nachfolger von mymuesli sein. Individuell zusammenstellbare Snackboxen mit Trockenfrüchten, Nüssen und Crackern. Über die Website stelle ich mir meinen Mix aus vier Sorten zusammen. Mit den Mixes spricht Snackmania auch Unternehmen an, die ihre langweiligen Besprechungskekse ersetzen wollen. Das Team hatte ein Heimspiel in Stuttgart, das Start-up kommt aus dem Dörfchen Deizisau am Neckar.

Freitag, 19. Oktober 2012

Silberlicht schafft sich ab

Wir alle gehen den Weg allen Fleisches (A.T. Gen 6,12), aber manche, viele, immer mehr, beschleunigen den Vorgang: Sie schaffen sich ab. Deutschland, Israel, Neukölln sind faktisch schon gar nicht mehr da. Alles weg. Auch Wulff, Schavan und der komplette Verfassungsschutz haben mit Hochdruck aber unterschiedlichem Erfolg an ihrer Abschaffung gearbeitet.

Wir können Deutschland oder den Wullffs nachtrauern oder nicht, müssen aber anerkennen, dass die eigene Abschaffung kein schlechter Schachzug ist. Im christlichen Abendland steht schließlich am Ende des Weges allen Fleisches gar nicht das Ende. Es geht weiter. Und für die meisten von uns wird es sogar besser!
Seit seiner Abschaffung im Jahr 2010 steht zum Beispiel Deutschland ganz gut da. Merkel ist die mächtigste Mutti der Welt und selbst der alte Holzmichel lebt noch. Alles bestens.
Und wo Deutschland gut dasteht, steht Bettina Wulff schon lange - moralisch insolvent, aber auf der Bestseller-Liste. Und die Grundstückpreise in Neu-Kölln steigen schon wieder.

Bunt und moribund scheinen die Chancen des Abschaffens zu sein. Deshalb schaff ich mich für diese Arbeitswoche ab, die nächste wird sicher noch besser.

Sonntag, 26. August 2012

Mein Syrien

Die Nomaden in der Wüste Syriens nahmen uns damals auf.
1996 hatte ich die außergewöhnliche Chance, als Journalistik-Student eine Exkursion der Eichstätter Geographen nach Syrien zu begleiten. Drei Wochen lang reiste die Gruppe durch das Land. Wenn ich heute die Bilder dieses gepeinigten Landes und der Menschen im Bürgerkrieg betrachte, muss ich oft an die Menschen denken, denen ich damals begegnet bin.

Von der Hauptstadt Damaskus ging es nach Aleppo, dann quer durch die Wüste. Wir waren Gast bei Nomaden. Wir aßen den Hammel, den sie für uns geschlachtet hattet, wir hörten ihre Gespräche am Lagerfeuer. Am Tag unseres Abschiedes stand ein Traktor vor dem Zelt. Seine Batterie speiste einen kleinen Fernseher. Der Fernsehsender aus dem Libanon zeigte gerade die Sesamstraße; die Kinder saßen vor den Gerät und lachten über Grobi und das Krümelmonster.

Der Markt in Aleppo
Wir spürten die freundliche Neugier der Menschen. In Palmyra und überall auf unserer Fahrt begegneten wir den Zeugnissen der Geschichte. Unser Exkursionsleiter Professor Hans Hopfinger und ein syrischer Guide zeigten uns, wie viel in diesem Landstrich seinen Ursprung genommen hatte, und wie viel davon in unserem Wissen, unserer Kunst und unseren westlichen Wertekanon eingeflossen ist.






Assads Konterfei an den Hauswänden
In den Städten  fielen uns die vielen Polizisten auf. Verkehrspolizei, Miliz, Geheimpolizei, an jeder Ecke eine andere Uniform. Der Präsident hieß damals noch Hafiz al-Assad, sein Konterfei prangte überlebensgroß an Hauswänden. Eine Diktatur, geprägt vom Misstrauen gegen Israel, dem Iran und der Türkei, aber auch vom fein ausbalancierten Ausgleich und Nebeneinander der verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen, der Christen und Juden.


Ein Junge verkauft Gebäck
Vor der Universität in Damaskus postierten damals bewaffnete Soldaten. Gleichzeitig durften damals aber auch Frauen studieren - mit und ohne Schleier. Das Bildungssystem war offen. An einem Abend sprach ich mit der Tochter des Präsidenten der Universität, die sich aufmachte, in die Wirtschaft zu gehen. Und ich sprach mit einem Sohn eines Bauern, der nach seinem Abschluss als Ingenieur arbeiten wollte. Ich frage mich, was aus ihnen geworden ist.



Eine Frau auf dem Platz vor der
Umayyaden-Moschee
Lebt der Junge noch, der mit seinem Karren in der Damaszener Altstadt stand und Sesambrot verkaufte? Was ist mit der Frau, die auf dem Platz vor der Moschee eine Orange verspeiste? Wie geht es der Nomaden-Familie, die unsere Gruppe damals aufnahm?

Donnerstag, 12. Juli 2012

Eine Ehrenrettung

Ein guter PR-Berater verschickt keine guten Pressemitteilungen. Stattdessen nutzt die in der PM zum Text geronnene, verstandene und wertschöpfende Story und erzählt sie in allen relevanten Kanälen. Ihre FUNKTION als Qualitätssicherung ist besonders für junge Unternehmen viel zu wertvoll, um die Pressemitteilung als FORM zu verdammen.

Der guten alten Pressemitteilung, dem Brot&Butter-Produkt der PR-Branche, soll es an den Kragen gehen. Sie steht für alles, was in der Kommunikation als überkommen gilt und nicht mehr schicklich ist. Sie ist Gate-Keeper-zentriert, formalistisch, sie ist nicht kompatibel mit den neuen Kanälen der Meinungsbildung, sie ist so 1.0.

Ist sie auch. Und gerade deshalb ist die Pressemitteilung als Funktion, nicht als Form, ein Instrument der Qualitätssicherung für Kommunikation und gerade für Start-ups ein Weg, die saubere Umsetzung der Strategie in eine greifbare und packende Story zu gewährleisten.

Die gute PM ist eine hohe Kunst, die leider viel zu selten zelebriert wird. In ihr gerinnen die gesammelten Erfahrungen und die kommunikative Kompetenz eines PR-Beraters. Die PM ist das Vehikel, mit dem Strategie, Taktik und Kreativität auf die Straße gebracht werden – oder eben in der Box bleiben müssen.

Die PM kennt nur ein Ziel: So „Shareable“ wie möglich zu sein für den Journalisten. Alles Denken und Formulieren folgt diesem Ziel. Wie viele Fakten muss ich dem Journalisten geben, wie viel Botschaft kann ich unterbringen? Wie mache ich meine PM relevant und wertvoll für den Journalisten? Wie generiere ich ein Shared Value, in dem ich dem Journalist die News und mir die Botschaft verschaffe? Nicht umsonst sind es oft PR-Berater mit wenig Erfahrung und Erfolg in der Medienarbeit, die für die Abschaffung der PI plädieren.

Die Qualitätsmaßstäbe für die Erstellung einer PM sind über Jahrzehnte erprobt. Sie orientieren sich an den Rollen des Journalisten als Gatekeeper und an den redaktionellen Prozessen der Print Medien. Das betrifft aber nur die Alpha-Ebene, den News-Kern der Story und weite Teile des formalen Aufbaus. Auf der Beta-Ebene war es schon immer die Kunst eines strategischen Texters, die Kernbotschaften und ein kleines bisschen Werbung für das Unternehmen mit reinzubringen. Eine Gratwanderung, die oft misslang.

Für den Newskern muss der PR-Berater recherchieren, Fragen stellen, den Kunden nerven, verstehen, bewerten und selektieren. Das ist Arbeit! Gelingt sie nicht, ist das Ergebnis viel mehr als eine schlechte PM. Es fehlt die faktische Basis für die Story: Personen, Motive, Handlung. Kommunikation ohne diesen Newskern wird immer nur dampfiges Geschwurbel oder blanker Fake sein. Damit kann man bei Journalisten durchkommen, wenn man es gut verpackt. Dann fehlt aber die Wirkung der Arbeit ist nach innen: Die Arbeit am Newskern sorgt als Prozess des kommunikativen, iterativen Prototyping dafür, dass die Beteiligten in der Organisation eine gemeinsame Vorstellung entwickeln, akzeptieren und beschließen.

Wie ist mein Produkt wirklich? Welche Vorteile kann ich nachhalten, welche muss ich behaupten? Wie soll das Unternehmen nach außen sprechen? Wer spricht im Unternehmen? Wer als PR-Berater noch nie erlebt hat, wie zwei oder noch besser drei Geschäftsführer sich um die Rolle als Zitatgeber in einer PM streiten, kann gar nicht beurteilen, welch klärende Rolle die formale Verschriftlichung spielen kann.

Was in einem etablierten Unternehmen hygienische Wirkung hat, ist für Start-ups ein elementarer Teil der Unternehmensentwicklung. Die PM ist dort mehr als ein Erzeugnis zur Generierung von Öffentlichkeit. Jede PI ist hier ein kleines Manifest der bisher noch nicht definierten Strukturen, Prozesse und Produkteigenschaften. Nach außen gerichtete Kommunikation führt und leitet die innere Kommunikation.

Das alles kann ich natürlich auch mit einem Blog-Posting haben, mit einer Social Media Release, einem Pinterest-Board und einen Video auf YouTube. Wichtig ist nur, bei der Erstellung die gleichen Leitlinien anzuwenden:

1. Der Inhalt muss aus der Perspektive der Nutzer gedacht sein, um shareable zu sein. 
Die Erwartungen und Relevanzfaktoren der Nutzer bestimmen Form und Inhalt. Das erfordert noch mehr Empathie als nur die professionalisierten journalistischen Standards und Nachrichtenfaktoren zu berücksichtigen. Wobei der erfahren Medienarbeiter auch gelernt hat, dass es die Journalisten nicht gibt. Es gibt nur den Journalisten in seiner redaktionellen und persönlichen Situation, und dem muss man die Story vermitteln.


2. Der Newskern muss stimmen. 
Was bisher durch das Sieb der Nachrichtenfaktoren fiel, ist unter Umständen auch für viele andere nicht relevant. Die Aufgabe: Machen Sie es relevant! Was fehlt an Information? Was ist unklar? Was ist langweilig? Was muss erklärt werden? Was muss im Unternehmen geklärt und akzeptiert sein, bis Sie authentisch und wahrhaftig nach außen sprechen können?


3. Die Fakten sind nur der Anfang. 
Sie haben den Newskern – aber warum wollen sie die Geschichte überhaupt erzählen? Welches Ziel wollen Sie damit erreichen? Wie passt der Newskern in ihre Kommunikationsstrategie? Welche Botschaften transportiert er. Wer sagt, dass er einen neuen Forschungsleiter einstellt, kann damit erzählen dass der alte nichts taugte. Oder dass er noch mehr in Innovationen investiert. Oder dass er wächst und gedeiht. Oder dass er den Anschluss verloren hat und jetzt kämpfen muss. 

4. Kommunikation definiert Beziehungen.Welche Beziehung mit den Stakeholdern definiert die Kommunikation? Sind die Helfer, Vorgesetzter, Lehrer, Polizist oder Entertainer. Verführer? Bösewicht? Experte? Als Kommunikator müssen Sie die Stimme des Unternehmens finden, die sie glaubhaft und erfolgreich vertreten können.

Sonntag, 17. Juni 2012

München muss in der Euro-Zone bleiben!

Kein Wort zu Griechenland von mir. Die Abstimmung heute in München ist wesentlich wichtiger. Ganz Europa schaut auf diese Stadt. Während die Griechen nur abstimmen, ob sie einen dritten Flughafen wollen, stimmt München heute über seinen Verbleib in der Euro-Zone. Ich bin ja so gespannt. 

Ja, München hat heute die Wahl. Will es weiter in Cabrios, Biergärten und Blondinen schwelgen wie es die extremen Parteien versprechen. Oder soll München so langweilig werden wie Frankfurt, so normal wie Berlin oder so regnerisch wie Hamburg, wie es Seehofer fordert.

München hat sich durch seine katastrophale Schuldenpolitik ja selbst in die missliche Lage gebracht. Die Bürger lebten einfach über ihre Verhältnisse. Den ganzen Tag nur Latte Macchiato und Hugos im Tambosi, Oktoberfest und der Schubeck, das kann auf Dauer nicht gut gehen. Faulheit, Schlendrian und Social Media ergeben einen giftigen Mix für die Stadtkasse.

Finanzminister Schäuble ist besorgt, dass die Münchener Verhältnisse sich auf die ganze Euro-Zone ausweiten. Zusammen mit Angela Merkel hat er nun eine Rettungsbreze gebacken, die sie den im Schuldenmeer ertrinkenden Münchnern zuwerfen wollen.

Noch-OB Ude wehrt sich gegen die Sparmaßnahmen. Er droht mit der Rückkehr der Weißwurst, sollten sich die Nachbarländer weiter gegen den Aperol Spritz auf dem Gärtnerplatz wehren.

Dienstag, 29. Mai 2012

Konzept statt Serviervorschlag

Klare Worte, aber immerhin mit Starkstrom.
Glänzen, nicht Glittern. Vielen Angeboten und Konzepten von PR-Agenturen fehlt es ebenso an Ehrlichkeit wie Schlüssigkeit. Agenturen sagen dem Kunden nicht, was ihn erwartet - aus Angst, aus Faulheit oder weil das Briefing nichts anderes zulässt.

Wir wissen, dass wir nicht bekommen, was uns das Bild verspricht, wenn "Serviervorschlag" draufsteht.  Weil die Päckchensuppe auch mit krauser Petersilie noch nach Mehl und billigem Fett schmeckt. Und weil das Thai-Curry aus der Fabrik einen leichten Touch Schmieröl im Abgang hat.

Und so groß der Unterschied zwischen dem Foto der Kohlroulade mit Rotkohl und Kartoffelpüree und der schmierigen Wirklichkeit im Teller ist, so groß ist auch der Unterschied zwischen der schicken Präsentation und den großen Worten im PR-Konzept und dem, was der Kunde kriegt.

Geben Sie einfach krause Petersilie dazu

Ein gutes Konzept glänzt, es glittert nicht. Gute Angebote zeigen Dekolleté, aber kein Silikon. Konzepte und Angebote zu verfassen, die dem Kunden klar machen, was er bekommt und was nicht, ist eine Kunst. Es macht viel Arbeit, Maßnahmen, Prozesse und Ergebnisse vorzudenken. Und es birgt die Gefahr, dass der Kunde bei einer zu detaillierten Darstellung schon vor Vertragsabschluss Schwächen findet. Also geht man lieber mit Weichzeichner drüber. Nebulös und schwammig, aber wortgewaltig kommen die Botox-Konzepte daher. Der Kunde darf sich den Rest denken, wenn der PR-Berater zu faul zum Denken ist.

Natürlich sind Briefings unvollständig. Natürlich weiß der Kunde oft selbst nicht, was er will. Natürlich will er nicht für das erste Konzept zahlen. Natürlich findet er immer eine Agentur, die es kostenlos macht oder einfach ohne Konzept, aber mit dem Auftrag los läuft.

Alarm! Kernschmelze im Wertschöpfungssektor

Es ist schmerzhaft und mühsam, der tollen Idee, der gelungenen Visualisierung gegenüber zu stellen, was der Kunde nicht bekommen wird. Ihm zu sagen, dass er für die Ausarbeitung dieser Idee erst zwei Tage Workshop investieren muss. Ihm auseinander zu setzen, warum er mit seinem Budget nur zwei von drei Punkten erreichen kann. Die Versuchung ist groß, denn jeder weiß: Man kommt immer mal wieder damit durch. Schnell noch ein wenig Social-Media-Puderzucker drüber, der glänzt so schön, wenn die Wertschöpfung der Maßnahme in der Sonne dahin schmilzt.

Aber die krause Petersilie welkt schnell dahin, wenn es zur Umsetzung kommt. Wenn der Kunde Ergebnisse einfordert. Wenn das Team rödeln muss, weil sich vorher keiner Gedanken gemacht hat, was alles an Arbeit hinter dem Glitzerzeugs steht.

Konzept kommt von "erfassen". Wer nur verfasst statt erfasst, wer Trockeneis-Nebel statt handfestes Handwerk liefert, sollte genug krause Petersilie parat haben. Macht sich gut am Tellerrand.


Donnerstag, 24. Mai 2012

Wir brauchen Helden in Social Media

Der Kampfbegriff der Authentizität macht Unternehmen klein in Social Media, weil selbst gute Kommunikatoren ihn falsch auslegen.


In der aktuellen Ausgabe der 'Engelsloge', einem Magazin der Bayerischen Staatsoper, beschreibt der Tenor Stephen Gould, wie er zu seiner Stimme fand.

Gould war im Musical-Fach unterwegs, bis eine Kollegin ihm sagte: "Du bist gut, aber das ist nicht deine Stimme". Gould machte sich auf die Suche nach einem Lehrer, der ihm helfen konnte seine Stimme zu finden. Heute ist Gould einer der größten Heldentenöre.


War Goulds Musical-Stimme im Musical authentisch? Ist seine Stimme als Siegfried inszeniert, ausgedacht, fake?


Wenn Unternehmen in Social Media starten, raten die Coaches und Social Media Professionals gerne zur Authentizität: "Ihr müsst in Social Media so sein, wie ihr seid." Das greift zu kurz und hat als Ergebnis, das Unternehmen entweder gar nicht starten oder den gleichen Krampf fabrizieren wie bisher.

Dieser verengte Authentizitätsbegriff wird vollends ad absurdum geführt, wenn die gleichen Coaches betonen, dass Social Media die Art zu kommunizieren für Unternehmen grundsätzlich ändert, ja sogar das Unternehmen selbst. Damit haben sie sogar Recht. Social Media ist eine Befreiungstechnologie für Kommunikatoren. Sie befähigt und verpflichtet Unternehmen, ihre Rolle neu zu lernen. Sie können in Social Media sein, was sie bisher nicht sein konnten. Weil es die Prozesse, Traditionen, Beziehungen und die Zusammensetzung des Teams bisher nicht zuließen.

Berater für Social Media müssen Untetnehmen deshalb dabei helfen, ihre eigene Stimme zu finden, sie aufzubauen - statt sie zu kastrieren und auf den Status quo festzulegen. Es klingt paradox, aber Social Media bietet die Chance, die eigene Authentizität zu inszenieren. Wir brauchen Helden, Kleingeister gibt es genug.

'You can be anything you want to be.'

Dieser Post ist Teil von Mirko Langes Blogparade zum Thema Authentiziät und Inszenierung geworden.

Sonntag, 20. Mai 2012

Social-TV: Praschls Fragezeichen

Social-TV wird oft über den grünen Klee gelobt - zurecht.
Es bleiben zu viele Fragezeichen, wenn man Peter Praschls gut geschriebenen Artikel im SZ-Magazin zur Zukunft des Fernsehens gelesen hat. Gut geschrieben im Sinne von eloquent, denn inhaltlich bleibt Praschl zu abstrakt und verliert sich gleichzeitig im Detail. Es fehlt der Mittelbau - der Blick auf Geschäftsmodelle, die schon da sind und funktionieren. Dazu müsste Praschl nicht mal über den Teich blicken. In Großbritannien ächzen die Fernsehstationen unter der Konkurrenz von Zeebox und zwar auf dem Werbemarkt.

Die Werbung als eigentliche Geldquelle des Fernsehens lässt Praschl ganz außen vor. Statt dessen gibt es eine Führung vorbei an den großen Playern Apple und YouTube, ein paar Zahlen und Studien und die Information, dass digital natives 27-mal in der Stunde das Medium wechseln.

Schnell noch mal die Autoren besucht, die Sender abgeschrieben und beim Thema Second Screen bringt Praschl ausgerechnet die Gehversuche von "The Voice", ein proprietärer Ansatz, der kein nachhaltiges Geschäftsmodell darstellt, und der sogar hinter dem Silo-Ansatz von "RTL-Insider" zurückbleibt.

Donnerstag, 3. Mai 2012

I heard it on my radio

Bei aller Formatierung und Zersplitterung, bei allem Wandel der Nutzergewohnheiten, ist es sehr beruhigend, dass Radio noch immer funktioniert. Zumindest für die Vermarktung von Musik. Neue Musik und neue Interpreten finden die Menschen immer noch am häufigsten im Radio, wie eine neue Studie aus den USA und Kanada zeigt. Gleichzeitig hören aber schon fast 40 Prozent Radio im Internet.

Die Zeiten des klassischen Radioapparats sind also vorbei - die Zeiten des Radios noch nicht. So don't become some backgound noise.

Dienstag, 1. Mai 2012

EM in der Ukraine: Kein Spaß für die Sponsoren

Ich kenne acht Marketingabteilungen, die diesen Sommer keinen Spaß haben werden. adidas, Canon, Carlsberg, Castrol, Coca Cola, Continental, Hyundai, McDonald's und Sharp sind die Sponsoren der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Ihnen droht ein Sommer des Missvergnügens angesichts der Bilder, die wir aus der Ukraine zu erwarten haben. Da nützen alle schönen CSR-Berichte nichts.

Was wir ab 8. Juni sehen werden, wird uns sehr an die Bilder aus Bahrein erinnern. Tränengas, prügelnde Polizisten, Demonstranten, Verletzte werden das Bild dieser EM prägen. Vielleicht mischt sich das Blut der Verletzten nicht in das offizielle TV-Signal der UEFA, aber über Social Media, auf YouTube und Facebook werden die Bilder diese EM bestimmen. Der perfekte Markenauftritt wird den Sponsoren nicht gelingen. Und sie werden sich fragen lassen müssen, ob sie mit den Spielen in der Ukraine nicht die Unterdrücker stützen.

Dass unser Blick nun auf die unhaltbaren Zustände in der Ukraine fällt, ist aber irrwitzigerweise ein Verdienst der gut geschmierten Sport-Maschinerie mit ihrem Drang zu den Geldtöpfen der Schurken. Die Ukraine wird nach dieser EM nicht mehr die selbe sein. Und die Sponsoren großer Sportereignisse werden sich fragen, wieviel Blut und Tränengas die Marke verträgt.

Freitag, 13. April 2012

Künstler sind nicht überflüssig

Neulich war ich tanzen, das war sehr schön. Also eigentlich habe ich Menschen beim Tanzen zugeschaut, weil  ich war im Ballett. Es gab Dornröschen.

Es ist sehr anstrengend, auf den Zehen über die Bühne zu springen und ich war froh, dass es für so etwas professionelle Tänzer gibt und ich nicht selbst eng anliegende Hosen anziehen muss, wo man alles sieht, oder Tütüs.

Wenn jetzt die Piraten an die Macht kommen, wird es keine Künstler mehr geben, weil sie alle verhungern oder von Hartz IV leben und SuperRTL anschauen statt Ballett zu machen und Musik und Bilder und so. Das ist unbequem für uns alle, weil wir dann die Kunst selber machen müssen. Denkt mal an all die Bilder, die ihr dann jeden Tag  malen müsstet! Was für ein Rumgekleckse in der Wohnung.

Und dann das Komponieren erst. Wie sollen wir das Handelsblatt lesen, wenn wir gleichzeitig Violinschlüssel und Triolen auf's Papier bringen müssen? Und dann ist das Zeug ja noch nicht mal gespielt! Am Schlimmsten wird aber das Tanzen.

Deshalb müssen wir jetzt alle wieder die FDP wählen. Denn die ist seit Jahren als Partei der Künstler bekannt. Wenn es die FDP nicht mehr gäbe, müssten wir noch mehr Sachen selber machen als wie mit ohne Künstler. Also zum Beispiel Steuern senken (für Reiche, nicht für arme Künstler), Pendlerpauschalen erhöhen (Künstler können sich leider keine Autos leisten) oder Präsidenten machen. Oder eng anliegende Hosen tragen, wo man alles sieht. Ja, die FDP ist nicht überflüssig, aber Künstler sind viel wichtiger.

Freitag, 6. April 2012

Handelsblatt: Die Richtigen im Falschen

Kampagne kann das Handelsblatt halt. 100 mehr oder weniger kluge Köpfe hat man versammelt, darunter sehr geschätzte wie den TUM-Präsidenten Herrmann und Renate Künast, aber auch die üblichen Medien-Blondinen aus dem Relevanz-Prekariat der Talkshows.

Was sie sagen, ist in weiten Teilen richtig. Ohne Geld gibt es keine Kunst und keine Künstler. Kunst muss man sich leisten können. Gebt dem Künstler, was des Künstlers ist. Mein Problem: Sie sagen das Richtige im Falschen. Die ganze Geschichte geht von einer erzwungenen Umsonstkultur aus, die die Piraten nicht im Programm haben. Ich habe gesucht, ich konnte es nicht finden.

Einige der klugen und durchaus streitbaren Köpfe der Branche sind Mitglied der Piratenpartei und scheinen keine Angst vor einer kommunistischen Revolution und der Enteignung zu haben, anders als die hundert Handelsblätterer. Was soll also die Kampagne, an der sich das Handelsblatt in der Karwoche genauso beteiligte wie die FAZ und die Süddeutsche? Wieso wird die Debatte um Bürgerrechte im Internet verdreht zu einer Debatte um die Verwertungsrechte?

Zu den bürgerlichen Freiheiten, gehört auch das Recht, Geld zu verdienen. Und das Recht, mit einem neuen, besseren Geschäftsmodell die überkommenen Wettbewerber vom Markt zu nehmen. Und darum sollte sich das Handelsblatt kümmern und hundert schlaue Köpfe finden: Neue Geschäftsmodelle finden für die Kunst und die Demokratie in den Zeiten ihrer technischen Reproduzierbarkeit.

Dienstag, 3. April 2012

Die Piraten und der hilfreiche Backlash

Diese Tage kommt es dicke für die Piraten. Die etablierten Medien und die etablierten Parteien nehmen sie auf's Korn. Sven Regener, die FAS und heute auch noch ein Leitartikel in der SZ.

Ich wünsche mir, dass dieses Einschlagen sich in einer Präzisierung der Wortwahl und der Botschaften bei den Piraten niederschlägt. Das Wort Debatte kommt von 'schlagen' und im Schlagabtausch ist es wichtig zu wissen, wo der Freund steht und wo der Gegner.

Was die Debattierer der Piraten allesamt nicht leugnen, ist die Notwendigkeit der Diskussion über das wichtigste Thema  der Piraten: Meinungs- und Bewegungsfreiheit im Internet und der Widerstand gegen alle Bestrebungen, diese Freiheiten zu Ungunsten der Bürger verschieben.

In der großen Pauschalierungsmaschine wird das gerne auf den Komplex Urheberrecht/Bezahlung von Künstlern reduziert. Und viel zu oft interpretieren Mitglieder der Piraten diese Freiheit als Freiheit ohne Verantwortung.

Ich wünsche mir, dass die Piraten den Backlash nutzen, hier eine saubere Position zu finden. Dann klappt das auch wieder mit den Medien.

Sonntag, 1. April 2012

Social Media, die Erregung und die Wahl 2013

Seid ihr schon erregt? Spürt ihr es? Ich meine nicht den Frühling. Ich meine die ersten leichten Erregungswellen des Bundestagswahlkampfes 2013 im Netz. Es wird spannend werden, bunt und lehrreich. Lehrreich für die Parteien, für die Wähler und für Unternehmen, die sich heute immer noch sehr vorsichtig, selten strategisch und daher nur begrenzt erfolgreich-wertschöpfend in Social Media bewegen.
Kleiner Rückblick: 2009 war es schon spürbar; die Parteien waren ins Netz gekommen, um zu bleiben. Damals war ein Facebook-Account für eine Partei schon eine Aussage. Obama und sein Twitter-Wahlkampf hatte Wellen geschlagen, die seitdem in die Wahlkampf-Budgets schwappen.

Die Plattformen sind besetzt
In den vier Jahren seitdem haben sich die Parteien von damals im Netz positioniert - und stehen doch angesichts der Piraten ziemlich ratlos da. Da gibt es CDUplus (beta), was sich eher wie der "Arbeitskreis Senioren" anhört, wohl aber eine Kampagnenplattform für die Internetaffinen unter den Anhängern ist.

Die Grünen haben ihre Verantwortung für vom Aussterben bedrohte Netzwerke erkannt und promoten deshalb auch noch StudiVZ und wer-kennt-wen auf ihrer Website. Ansonsten wirkt die Startseite von allen großen Parteien am wenigsten social - sprich, die Grünen kommunizieren sehr viel mehr ihre Themen, begeben sich nicht auf das Niveau des Politik-Pinterests und verzichten auf bunte Bildchen. Bis jetzt, denn ich wette, dass vor der heißen Phase des Wahlkampfes noch ein Relaunch von www.gruene.de ansteht.

Auf der Website der SPD scheinen die Social-Media-Elemente am natürlichsten integriert. Da macht es auch Sinn, wenn Teresa Bücker, Social-Mediteuse der SPD, in einem Post im umfangreichen Blogbereich vor reinen Netz-Kampagnen ohne politische und lokale Verankerung warnt.

Die Piraten: Mobilisierung durch Erregungspartikel
Wie wird sich das Gesicht der Parteien im Netz wohl ändern, wenn die Parteien auf die Piraten reagieren, reagieren müssen? Die Piraten haben Social Media als reine Erregungsökonomie verstanden. Anders als in den klassischen Medien ist das wertvollste Gut hier nicht allein die Aufmerksamkeit, sondern die Erregung. Katzen-Content oder Anti-Acta, das spielt in der Erregungsökonomie keine Rolle mehr.

Entscheidend ist die "Teilbarkeit", also die Qualität eines Inhalts, die ihn wie eine Welle der Erregung von Knoten zu Knoten im Netz wandern lässt. Wie bei einer aus dem Ruder gelaufenen Facebook-Party mobilisieren die Piraten mit Hilfe von hochgradig teilbaren politischen Meme Menschenaufläufe - in Social Media, in den klassischen Medien und auf den Plätzen der Großstädte. Debattierbar, also auf dem Prüfstand der politischen Diskussion nachzuhalten, sind die Piraten in weiten Teilen nicht, darauf verweist auch Michael Spreng in seinem Post über die "Gummiwand-Partei".

Hält die Demokratie soviel Erregung aus?
Die Bundestagswahl in Social Media wird deshalb so spannend, weil sich erst noch zeigen muss, wie lange die Bürger den Erregungszustand des Wellenwahlkampfes aushalten. Am Ende könnte sich in der ganzen Erregung der Plattformen, Netzwerke und Lautsprecher herausstellen, dass den Parteien und der Demokratie die Debatte abhanden gekommen ist.

Für Unternehmen lässt sich bis 2013 noch viel lernen von den Parteien. Wo sollen sie auf Erregung setzen, um Menschen für ein Produkt zu mobilisieren und schnell Wellen zu schlagen? Wo müssen sie Aussagen, debattierbare Standpunkte und Dialoge in Social Media nachhalten, weil sonst strategische Ziele in Gefahr sind? Ist Social Media überhaupt ein Kanal für Inhalte jenseits der Erregung? Es wird spannend - und jetzt zurück zum Frühling.

Donnerstag, 8. März 2012

Wulffs Zapfenstreich ist richtig

Heute Abend werden wir sehen, wie wichtig und richtig der Zapfenstreich für Wulff ist. "Abschied aus Bellevue" nennt die ARD die Übertragung - das hört sich an wie eine ZDF-Schnulze am Sonntag Abend. Das passt zu dem halbseidenen Traumpärchen, dass da mit Pomp aus dem Schloss geworfen wird.

Dass Wulff den Großen Zapfenstreich bekommt ist keine letzte Ehre für ihn. Es ist eine letzte und endgültige Demütigung, die er über sich ergehen lässt - vielleicht auch, um Buße zu tun.

Wie leicht wäre es gewesen, auf den Staatsakt zu verzichten, heimlich zu verschwinden wie ein Dieb in der Nacht und den Ehrensold zu kassieren. Aber der Staatsbetrieb ist erfrischend wehrhaft, die Demokratie hängt die Schurken nicht mehr auf, sie stellt sie bloß.

Und genau das wird Wulff heute passieren. Eine ganze Nation wird sehen, wie die Demokratie dem gefallenen Präsidenten den Marsch bläst. Der Staat zeigt dem politischen Personal, dass es auch ohne sie geht, dass eine lebendige Demokratie sehr gut mit Berlusconis aus Niedersachsen umgehen kann. Hier spielt die Musik.

Man macht aus deutschen Eichen zu Recht keine Galgen für die Reichen. Aber das Stabsmusikkorps wird heute zeigen, aus welchem Holz die Bundesrepublik geschnitzt ist.

Sonntag, 4. März 2012

Das ist Punk, Mann. Lass dir die Haare schneiden


Wir brauchen viel mehr Punk. Wir brauchen einen realistischen, unaufgeregten Umgang mit Social Media, wir brauchen mehr Respekt vor den Leuten, die uns in Social Media begegnen, und wir brauchen sehr viel weniger Respekt vor der "Netzgemeinde". Wir sind die 90 Prozent.

Wir erleben gerade die Geburtsschmerzen einer popularisierten, demokratisierten Netzgesellschaft. Ein in sich weitgehend geschlossener Zirkel von Netz-Gurus und Social Media Priesterinnen wehrt sich noch dagegen. Widerstand aber ist zwecklos. Die Popularisierung einer Innovation, eines neuen Gedankens oder einer neuen Technik geht unvermeidlich mit Umbrüchen einher.

Nur her damit. Der Zustand der "Netzgemeinde" ist ziemlich traurig, die Debattenkultur nicht der Rede wert. Es zeugt schon von feinem Gespür für die Bewegung in der Netzwelt, wenn Hilmar Klute in der Süddeutschen vom Wochenende die Gesinnungsjäger anprangert, die mit künstlicher Aufregung im Netz auf alles zeigen, was nicht oder was zu sehr dem Schönen, Reinen, Guten entspricht.

Der reinen Lehre des Netzes werden notfalls die Regeln des Anstandes und des Umgangs miteinander geopfert. "Dialog" soll es immer sein, "authentisch", "auf Augenhöhe", damit die "Wisdom of the Crowd" zum Tragen kommt. Alles richtig. Nur leider wird es nicht funktionieren, solange der Dialog darin besteht, dass das eine Prozent der "Netzgemeinde" den neun Prozent der Proll-Aktivierten dabei applaudierend zuschaut, wie sie den 90 Prozent der Netznutzer ihre ärschlings-hysterische, uninfomierte Aufgeregtheit ins Gesicht streckt.

Eine Analogie drängt sich auf. Als sich das eine Prozent der Bürgerbewegung Ende der 60er Jahre so weit durchgekämpft hatte, dass die Ideen des Protests gesellschaftlich akzeptiert wurden, kamen die neun Prozent der Hippies, malten das Ganze in grellen Farben an und sangen sich einen dazu. Hippie zu sein war schick. Und wieder mussten 90 Prozent den sexuell und hierarchisch Befreiten beim schönen Kommunenleben zusehen.

Auch die Netzgemeinde kennt ihre Uschi Obermaiers und Rainer Langhanseln. Sie sind unvermeidliche, wahrscheinlich notwendige, flamboyante Singularitäten, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Gegenbewegung zu den Social Media Hippies aber ist schon unterwegs. An den Rändern der Netzgemeinde hören schon die ersten die dreckigen, rotzigen Akkorde des Punk.

Die Netzgemeinde macht es sich zu einfach, sie ist zu bequem und hat ein bisschen zu viel Spaß, eine Sau nach der anderen durchs Dorf zu jagen. Da hilft es auch nichts, bunte Haare zu tragen und in Talkshows aufzutreten. Der Punk wird kommen. Hey punk, where are you going with that flower in your hair?



Sonntag, 26. Februar 2012

Liebling, ich habe die Wirtschaft geschrumpft!

Kürzlich wieder gelesen, dass die Pferde in ihrer Entwicklung in einer Phase der Erderwärmung auf die Größe von Katzen zusammenschrumpften. Was der Süddeutschen einen Artikel im wirklich lesenswerten Wissenschaftsteil UND ein Streiflicht wert ist, gereicht dem Silberlicht schon längst zur Inspiration.

Beim Thema Schrumpfen fällt einem in Deutschland zuerst die Wirtschaft und dann die FDP ein. Letztere ist bald nur noch eine liberale Fußnote, was sehr schade ist. Für erstere besteht das Problem, dass das nicht schnell genug geht und Philipp Rösler weiter völlig ideenlos als Wirtschaftsminister agiert.

Wo das hinführt, sieht man sehr gut an der neuen Broschüre "ENERGIEWENDE!", die Röslers Ministerium für viel Geld produzieren und unter anderem der Süddeutschen beilegen ließ. Die Kernaussage des nett gemachten Heftchens ist: "Energiewende? Gerne! Solange es niemanden was kostet. Sonst lassen wir das lieber wieder sein."

Nun weiß der Lanz-Freund Rösler, dass die Energiewende sicher nicht zum Nulltarif kommen wird. Im Gegenteil, sie wird teuer, richtig teuer, da sind sich alle einig. Was Rösler also wirklich sagt, ist, dass es mit ihm als Wirtschaftsminister keine Energiewende geben wird. Dass es die Industrie nicht mal versuchen muss.

Zum Glück gibt es neben den Dinosauriern, die Rösler mit seiner Politik aus dem Mesozoikum schützen will, in der deutschen Wirtschaft noch genug Innovatoren, die wissen, dass Reservate keine auf Dauer lebensfähigen Ökosysteme sind. Sie sind längst dabei, größtenteils ohne staatliche Förderung Lösungen für die Energiewende zu entwickeln.

Beispiel gefällig? Die Münchener m+p consulting hat sich Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. Infrastruktur, Fuhrparklösungen und Fahrzeuge gehören mit zum Angebot. Dort denkt man weit über Elektroantriebe hinaus und sieht die Energiefrage im Gesamtkontext. Gespannt sein darf man auf den Kongress am 28. und 29. März im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München (und am 10. und 11. Mai in Berlin).

Beispiele wie diese gibt es viele. Da sind die Gründer von enbreeze, die kleine Windkraftanlagen effizient machen. Oder fos4x, deren Technologie bei großen Anlagen für geringere Wartungskosten sorgt. Man sagt den deutschen Ingenieuren ein zwanghaftes Effizienzstreben nach. Genau das macht die Energiewende zur großen Chance für ingenieursgetriebene Unternehmen. Die Supertanker, die Rösler schützen will, sind dem Untergang geweiht, wenn sie die Wende nicht mit vollziehen können. Kleine Schnellbote werden es sein, die die Marktchancen ergreifen werden.

Nur: Ohne die Industrie in die Pflicht zu nehmen, wird es nicht gehen. Auch wenn das höhere Kosten und  weniger Komfort für den Verbraucher bedeutet. Die Ideenlosigkeit von Röslers Ministerium wird viel mehr Arbeitsplätze kosten als teurer Strom. Angst vor dem Wandel kostet nämlich die Zukunft.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Ich bin kein schwarzes Schaf!!!

"Die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG) hat Kriterien aufgestellt, was professionelle PR-Berater von schwarzen Schafen unterscheidet" heißt es im aktuellen Newsletter von PR-Professional etwas holprig. Man muss es den Stadtkindern verzeihen, wenn sie sich bei der Unterscheidung etwas schwer tun. Also ein bisschen Nachhilfe von einem bekennenden Landei.

So unterscheiden sich PR-Berater von schwarzen Schafen

  • PR-Berater haben keinen Pelz, und sie müssen auch nicht zweimal pro Jahr geschoren werden. Einmal reicht.
  • PR-Berater sollten den aufrechten Gang beherrschen. Wenn Ihr PR-Berater auf vier Beinen daherkommt, ist er wahrscheinlich ein Schaf.
  •  PR-Berater riechen weniger streng. Wenn ihr Berater besonders bei feuchtem Wetter etwas müffelt, haben Sie den Bock zum Gärtner gemacht.


So weit zur Biologie, wer es differenzierter haben will, hier ist der DPRG-Text.

Montag, 20. Februar 2012

Der Fisch duftet am Bauch

Das Explorer Hotel in Oberstdorf
Der Fisch mag am Kopf zu stinken beginnen, duften muss er am Bauch. Und im Bauch eines Unternehmens sind die Mitarbeiter. Wenn die Mitarbeiter die Vision nicht kennen oder nicht mittragen, bleiben Visionen des Management "Hirngewichse", wie es ein sehr geschätzter Kollege von mir einmal ausdrückte.

Besonders wichtig ist die Duftmarke am Bauch bei Branchen, deren Wertschöpfung im direkten Kundenkontakt entsteht wie in der Gastronomie und Hotellerie. Wer hier das strategische Ziel Service-Führerschaft erreichen will, der braucht im ersten Schritt nicht Kundensupport via Facebook und Twitter. Er braucht als allererstes seine Mitarbeiter.

Ein einprägsames Erlebnis hatte ich dazu im Explorer Hotel in Oberstdorf. Hinter dem Hotel steht eine Vision: weg von der bajuwarisch-alpinen Fichtenholzvertäfelung, weg von der Massenabfertigung des Ski-Zirkus und DJ Ötzi. Hin zu einem neu definierten Komfort, bewusster Reduktion, Design und ökosozialer Veranwortung.

Das alles macht die Story des Hotels aus. Das alles muss tief ins Produkt eingewoben werden, damit es stimmig ist. Wie zentral die Mitarbeiter beim Weben des Geflechts sind, erschloss sich mir bei einem Gespräch an der Hotelbar. Mein Gegenüber, eine Servicekraft, erzählte mir von ihrem Job, wie sie hier her kam, was sie tut. Vor allem aber erzählte sie mir mit Überzeugung was das Hotel ausmacht, wofür es steht. Von der Passiv-Bauweise bis zum Marketingverbund. Vom Wellness-Angebot bis zur Ausstattung der Lobby. Und sie erzählt mir, dass sie erst seit drei Wochen dort arbeitet.

Dass die Vision so schnell auf die Mitarbeiter übergeht, dass sie sie leben und den Bauch duften lassen können, das alles zeigt, dass die Leitung sich nicht nur im Aufstellen von Visionen gefällt (auch eine Management-Aufgabe) sondern auch die Kärrnerarbeit der internen Kommunikation, der Mitarbeiter-Schulungen und des Vorlebens auf sich nimmt.

Je mehr das Produkt von den Menschen, von den Mitarbeitern repräsentiert wird, desto wichtiger wird diese Arbeit. Für Hotels und Gastronomie ist dies Teil der Service-Führerschaft; die zentrale strategische Aufgabe.

Sonntag, 5. Februar 2012

Social Media Check: Erasco

Im neuen Spot wirbt der Konservensuppen-Hersteller Erasco jetzt für den Hühner-Nudeltopf - mit natürlicher Hühnerbrühe. Ich möchte nicht wissen, wie unnatürliche Hühnerbrühe aussehen könnte.

Anlass genug, sich die Präsenz von Erasco im Web und in Social Media genauer anzuschauen. Erasco, das seit 1996 zum Campbell's Konzern gehört, ist ein Social Media-Verweigerer. Das ist um so verwunderlicher, als sich der Wettbewerb schon recht tapfer tummelt in der wunderbaren Welt der Tweets und Likes.

Nun ist Erbseneintopf erst mal kein emotionaler Anknüpfpunkt für Gespräche. Wirklich nicht? Der Teller heiße Suppe symbolisiert für viele Menschen "zu Hause". Und Erasco ist schlau genug, diese Emotionalität für für seine Werbung im Fernsehspot zu nutzen. Nur im Internet tun sich die Lübecker schwer. Da ist die "Inbetriebnahme einer High-Speed-Linie für 425-ml-Dosen" in der Firmenhistorie schon fast der Höhepunkt der Gefühle.

Ja, ja, Männer können seine Gefühle nicht zeigen, aber ein wenig mehr Dampf im emotionalen Suppenkessel würde nicht schaden. Traut euch.

Montag, 30. Januar 2012

Der Fall Heveling und die journalistische Verantwortung

Er kann einem leid tun. Ansgar Heveling wird wenig Beifall bekommen für seinen unsäglichen Gastbeitrag im Handelsblatt - und wenn, dann von den falschen Leuten.

Natürlich kann ich als "geschichtsbewusster Politiker" dampfwalzend über Blut, Schlachten und Krieg reden. Oder über "digitale Maoisten" im "web 2.0" (hat man das heute noch?). Es ist genauso wenig differenziert und genauso inhaltlich falsch wie das grottenschlechte Anonymous-Video. Heveling ist mir schon fast wieder sympathisch, weil er die Schwächen der Anti-ACTA-Bewegung verdeutlicht.

Ich stelle mir nur die Frage, wie die Redakteure des Handelsblattes so etwas auf die Website heben können. Klar ist das ein Diskussionsbeitrag, aber muss sich ein Bundestagsabgeordneter dafür lächerlich machen? Gibt es etwas wie eine Qualitätskontrolle beim Handelsblatt?

Wer meint, die publizistische Relevanz in einem der wichtigen deutschen Wirtschaftsmedien nur auf dem Niveau von RTL-II herstellen zu können, sollte es genau dort versuchen.

Update:
Ganz heuchlerisch überrascht gibt es jetzt auch einen Bericht über die selbst inszenierte "Protestwelle" die den Abgeordneten "überrollt" habe: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ansgar-heveling-protestwelle-ueberrollt-netzkritischen-cdu-abgeordneten/6129254.html

Sonntag, 29. Januar 2012

Media Markt Onlineshop: Sprachlosigkeit im Netz

Es gibt wieder was zu schreien für Media Markt. DER ONLINESHOP IST DA! So wie es aussieht, steht sich der Konzern aber mit seiner Größe selbst im Weg - too big to sell. Er hat Angst vor dem Dialog mit seinen Kunden und schweigt sie bei allem Geschrei konsequent an.

Überraschend ist, wie wenig Media Markt die Chance der Shoperöffnung und der riesigen Werbekampagne nutzt, um wirklich bei den Kunden anzukommen.
  • Keine Facebook-Seite? Da mag irgendeine krumme Strategie dahinterstecken. 
  • Statt Adressen und Telefonnummern nur ein Kontaktformular auf der Website? Es könnten ja Kunden anrufen.
Aber warum in aller Welt macht sich Media Markt nicht wenigstens die Mechanismen des Web zunutze, die ihm beim Verkaufen helfen könnten, indem es die Kunden zu Marktschreiern macht? Warum kann ich die durchaus ordentlichen Angebote nicht meinen Freunden empfehlen? Wieso kann ich den Stabmixer nicht twittern? Wieso gibt es kein Video zum schönen Galaxy S II? Diesen Shop hätte Media Markt auch schon vor acht Jahren eröffnen können; eröffnen müssen.

Die Konkurrenz ist schon viel weiter
Dass es auch ganz anders geht, zeigen die Konkurrenten. Und da spreche ich jetzt nicht vom Platzhirschen amazon und dem etwas schmuddeligen Ebay.
Allen voran fällt mir notebooksbilliger.de ein. Schon seit langem bieten die Sarstedter auch über Facebook Kundenservice an oder Foren zur Diskussion über die Produkte im Shop.
Auch die sympathischen Oberpfälzer von Conrad (Disclosure: Ich bin selbst Oberpfälzer) sprechen mit ihren Kunden im Netz und lassen sie auch über ein Uhrenarmband twittern, wenn sie wollen.

Märkte sind Gespräche, heißt es. Media Markt bleibt jenseits des Geschreis sprachlos im Internet.