Dienstag, 24. Juni 2008

Vorliegende Studie vom BR

Der Bayerische Rundfunk ist heute mächtig stolz, weil ihm, nur ihm, eine Studie vom Minister für Wirtschaft und Weißwurst, Michael Glos, vorliegt. Also, wahrscheinlich ist die Studie nicht wirklich vom Glos, weil der für sowas ja gar keine Zeit hat. Statt dessen hat er mit der Studie irgendein sündteures Institut beauftragt. Oder er hat das gleich seine PR-Agentur machen lassen, weil dann hören sich die Ergebnisse immer viel besser an.
Apropos Ergebnisse. Die stehen ja unverständlicherweise oft im Mittelpunkt von Studien. Man könnte fast sagen, Studien sind oft sehr ergebnisorientiert. Das ist die Studie aus Glos'schem Hause auch. Diese Studie, die übrigens dem Bayerischen Rundfunk vorliegt, hat zum Ergebnis, dass Fachkräfte auswandern, weil sie im Ausland bessere Chancen sehen - das berichtet zumindest der BR, dem die Studie vorliegt. Das wirft folgende Fragen auf:
  • Würden die Fachkräfte auch abwandern, wenn sie im Ausland schlechtere Chancen sehen würden? Was würde das über deutsche Fachkräfte aussagen?
  • Was, außer bessere Chancen, könnte Fachkräfte noch ins Ausland locken? Die Toiletten von Tokio? Die politische Freiheit in China? Das ausländerfreundliche Klima in Österreich?
  • Liegt die Studie wirklich nur vor oder hat jemand beim BR oder im Wirtschaftsministerium oder irgendwer die Studie auch gelesen?
  • Hatte ich schon erwähnt, dass die Studie dem Bayerischen Rundfunk vorliegt?

Freitag, 20. Juni 2008

Irrlichter in der Welt online

Peter Schumacher hat ein geniales Fundstück in der Welt online aufgetan und nennt es
"Dämme in Damme, Mississippi oder Dümmer"

Donnerstag, 19. Juni 2008

Irrlichter bei den Google-Ads



Als Googlemail-Nutzer bringen mich die ach so kontextsensitiven Google-Ads am Rand immer wieder zum Lachen. Da erscheinen auf Mails von Frauen schon gerne mal Hinweise auf Bilddatenbanken mit "heißen Fotos" von Supermodeln gleichem Vornamens.

Aber jetzt: Bei einer geschäftlichen Mail über Employer-Branding mit einem Geschäftspartner aus Berlin bekomme ich diese beiden Anzeigen auf den Plätzen 3 und 4.

Den Brüller finde ich immer noch: No Scalpel Vasektomie in der PraxisKlinik Goldenes Horn. Da zieht es mir ja alles zusammen.

Mittwoch, 18. Juni 2008

Immer schön AKTIV bleiben

Die Alarmismuszentrale des Focus hat sich für seinen Schulableger was Nettes ausgedacht. Die neue Ausgabe deklamiert das Recht auf Faullenzen auf dem Titel. Da könnten sich jetzt alle zurücklehnen, wenn die Rot-Alarmisten nicht einen fiesen Fallstrick in den Untertitel gebaut hätten. Da steht nämlich, wie wichtig AKTIVES Entspannen ist.
Na, kann mit schon vorstellen wie überAKTIVE Eltern ihre Kinder nach dem Nachmittagsunterricht, dem Klavierunterricht und dem Kinder-Golf (da kann er später mal Kontakte knüpfen!) auch noch in das KinderAKTIVentspannungszentrum fahren - zum Kinderkurs AKTIVyoga.
Und ich? I just sit back and let the big beats move me.

Sonntag, 15. Juni 2008

Contest: Die beste Überschrift

Ein Skandal, vier Medien, vier Überschriften, ein Treffer.
Bei der Berichterstattung rund um die Bespitzelung einer Lottoannahmestelle durch die bayerische Staatliche Lotterieverwaltung bringen es ausgerechnet die IT-ler von heise.de am Besten auf den Punkt:
Bayerische Behörde lässt Lottoannahmestelle bespitzeln

Dagegen sind die Überschriften bei den anderen Medien der Nation nur zweite Wahl:
Sueddeutsche.de: Schnüffelaktion mit heiklen Folgen
Spiegel online: Lotto Bayern bestreitet Verstrickung in illegale Aktion
n-tv.de: Lotto-Zentrale unter Verdacht

Findet jemand noch eine treffendere Variante?

Dienstag, 10. Juni 2008

Wie hieß nochmal das Ding zwischen zwei Werbeunterbrechungen?

Der Titel klingt groß: "Zur Lage der Nachrichten-Medien. Der jährliche Bericht zum amerikanischen Journalismus". Die Autorengruppe hört sich auch gut an: "Projekt für Exzellenz im Journalismus". Was rauskommt sind ein paar sehr beängstigende Prognosen, die hoffentlich die Medienlandschaft wachrütteln. Und zwar die Redaktionen genauso wie die Verlage.

Der Nutzer holt sich die Werbung selbst ab
Das wichtigste Ergebnis: Werbung funktioniert im Internet auch ohne redaktionelle Inhalte. Die Studie vergleicht in einem sehr lesenswertem Extrakt eine Werbeunterbrechung im Fernsehen mit den Gelben Seiten. Disruptive Werbung ist passé. Werbeinformationen, die sich der User selber sucht, ich möchte sie hier mal informative Werbung nennen, ist das Modell der Zukunft.
Der Weckruf an die Medien ist klar: Stell euch darauf ein, sonst werden ihr (darauf) eingestellt. Die Studie sieht die Medien immer mehr in den Händen branchenfremder Investoren.

iGoogle statt CNN.com
Wenn sich die Redaktionen keine Gedanken um das Marketing ihrer Inhalte machen, im Sinne eines Markenaufbaus und eines Go-To-Markets, werden die Investoren ihre Modell mitbringen. Das bedeutet nicht das Ende des Businessmodells Nachrichten, aber vielleicht das Ende der monolithischen Nachrichten-Kanäle. Nachrichten werden ganz webzwonullig Teil des selbst gemixten Newsfeeds des Nutzers.

Was heißt das für die Medienarbeit in der PR?
PR muss den Medien Angebote machen, die dem Branding und dem News-Marketing entsprechen. News und Themen, die die Medien verkaufen können - denn das werden sie in Zukunft viel stärker tun müssen.
Darüber hinaus darf Medienarbeit nicht länger nur für die klassischen Medien Informationen aufbereiten, sondern muss sich um die Mix-Stationen kümmern. Den Nutzern an dieser Stelle wertige Inhalte anzubieten wäre echte Medienarbeit 2.0.

Freitag, 6. Juni 2008

Colaflaschen-Skandal: Es wird immer dreister!

Der Haribo-Skandal weitet sich aus. Auch in der Colaflaschen-Tüte meiner Kollegin fand ich jetzt durchgängig schlecht abgefüllte Colaflaschen (Bild).

Es könnte aber auch an der sichtbar mangelhaften Qualität der Flaschen liegen. Lauter abgeschlagene Kanten. Die Dinger laufen während des Transports einfach aus.

Erfolgreiche Trittbrettfahrer zur EM

In den Supermärkten können wir uns vor EM-Produkten gar nicht mehr retten und auch die hinterletzte Krankenkasse macht inzwischen Werbung zur EM.
Das Wiesbadener Unternehmen UGW hat Kunden gefragt, welche Unternehmen mit der EM werben oder Sponsor sind. Auf Platz Eins liegt der Nicht-Sponsor Ferrero. Danach kommen Sponsoren und Nicht-Sponsoren wie die Telekom oder REWE in wilder Reihe.
Fakt ist: Für die Werbewirkung ist Sponsoring ohne Bedeutung. In der Kundenwahrnehmung verwischt das Bild, was bei diesem Werbedruck kein Wunder ist.
via

Donnerstag, 5. Juni 2008

Künstliche Aufregung

Wollen wir nochmal zusammenfassen:
Die dem Springer Verlag gehörende, polnische Zeitung "Fakt" legt kurz vor dem EM-Spiel Deutschland-Polen mit einer dümmlichen Fotomontage vor.
Die ebenfalls dem Springer Verlag gehörende, deutsche Zeitung "Bild" regt sich furchtbar drüber auf.
Jetzt legen ein paar dümmliche, polnische Blätter nach und ein paar UEFA-Funktionäre regen sich publikumsfreundlicherweise auch auf. Soviel, dass sich gleich noch der polnische Botschafter drüber aufregen und alle anderen abregen muss.
Vielleicht schlagen sich jetzt ein paar Fans die Köpfe ein, aber das dient den beiden Springer-Blättern dann wiederum als Auflagen-Futter. Zumindest die deutsche Bild kann's brauchen.

Dienstag, 3. Juni 2008

Schlecht eingeschenkt: Haribo halbe Cola

Skandal! Da hat sich Haribo wohl etwas bei den Münchener Biergärten und Oktoberfestwirten abgeschaut. Die Colaflaschen in meiner Tüte sind alle nur halb voll!
Ich möchte sofort eine zweite Tüte als Ersatz.

Der Kunde als Fan

Heute eine sehr schöne Kolumne in der FTD. Wenn PR-Strategen (gemeint sind eher Marketing-Fuzzies) den Kunden zum Fan machen wollen.
Eigentlich könnte man sich ja fragen, wie viel Schmerzensgeld der FC Bayern für das T auf der Brust seiner Spieler erhält, jetzt wo das T nur noch der zweite Buchstabe in "Stasi" ist.
Dazu soll sich heute noch ein PR-Berater in der B2-Radiowelt äußern. Sobald der Podcast online ist, gibt es hier das Update dazu.

Great Pockets

Nokia hat für sein N95 eine wunderbare Website aufgestellt: http://www.greatpockets.com/.

Großartig, liebevoll gemacht. Ich schätze mal, dass sich diese Kampagne geschwind wie der Wind in den Marketing Medien und Blogs verbereiten wird. Und zu Recht.

via

Montag, 2. Juni 2008

Aus Angies Schatzkästchen

Thomas Steinfeld hat in der SZ vom 27.Mai eine sehr intelligente Rezension über Jutta Limbachs neues Buch "Hat Deutsch eine Zukunft" geschrieben. Seine These: Die deutsche Sprache wird nicht vom Englischen bedroht, sondern viel mehr von der Sprachunfertigkeit der sprechenden Personen.
Steinfeld macht im öffentlichen Diskurs eine Bürokratensprache aus, spricht dabei von einem "sprachlichen Bankert, dessen Eltern eine Brandschutzverordnung und ein Fremdwörterbuch gewesen sein müssen". Schön formuliert.
Schade, dass er ausgerechnet Josef Ackermann als Beispiel bringt, dessen Aussagen von einem hysterischen Markt und unzähligen Anlegerschutzgesetzen diktiert werden.
Hier zwei aktuelle Beispiele aus dem Sprachschatz unserer First Lady:

"Wir dürfen die Gesellschaft nicht in Gruppen portionieren und gegeneinander
ausspielen. Wir kommen ohne die vielen Leistungsträger nicht aus und dürfen es
ihnen im Interesse von Wachstum und mehr Arbeit nicht schwer machen.
"

"Wir müssen uns mit aller Kraft dafür einsetzen, die Lebensgrundlagen der gesamten Erde langfristig zu bewahren."


Dass der Journalismus diese Floskelhaftigkeit weiter in die öffentliche Debatte trägt, steht auf einem anderen Blatt, das Steinfeld nicht bespricht.

Autokino revisited

Kaum geh ich einmal ins Autokino, wird es auch schon 75 Jahre alt. Happy Birthday!