Dienstag, 23. Februar 2010

Süddeutsche, so wird das nichts

Update 24.02.2010

Der Anruf beim Aboservice (so gut wie keine Warteteit) bringt mich nur ein wenig weiter. Man bietet mir an, das Magazin nach zuschicken. Das ist eine nette Geste. Einen Träger für (meinen Teil von?) Ismaning wird es aber voraussichtlich nicht geben. Falls doch, wird man mich anrufen). Der Mensch am anderen Ende ist freundlich, professionell.

--------------------------------------------------

Meine neue Beziehung zu dir kriselt, liebe Süddeutsche Zeitung. Wir sind noch keine Woche zusammen und schon bist du abends nicht da. Von Anfang an warst du nicht ehrlich zu mir. Du hast gesagt, du würdest mit mir frühstücken. Aber statt mit dem Träger kommst du mit der Post und ich kann dich erst Abends zärtlich aufschlagen. Da habe ich aber schon die viele andere Medien gehabt und die sind ja auch alle ganz proper.

Dann solltest du am Freitag das Magazin dabei haben, meine Postversendete. Nix wars! Und jetzt ist Dienstag und du bist heute gar nicht gekommen. Untreue Tomate. Abends allein vor dem dämlichen Fernseher sitzen, das kann ich ohne Abo. Morgens ohne Nachrichten frühstücken: dazu brauch ich dich nicht.

Morgen rede ich mit den Kunden-Beziehungsmanagern deines Verlags. Wenn das nichts bringt, müssen wir eben getrennte Wege gehen. Wir sind dann keine Freunde mehr, aber vielleicht sehen wir uns ja mal auf Facebook, ok?

Sonntag, 21. Februar 2010

Zeit.de: Appetit auf das Print-Erlebnis

Viel wird über das Besondere an der gedruckten Zeitung geredet. Meistens fällt der Begriff Haptik, den wir dann heimlich nach dem Gespräch in Wikipedia eingeben. Zeitung kann man anfassen. Fassbar, begreifbar machen mag vielleicht auch das Ziel einer Veranstaltung von Zeit Online gewesen sein, die vergangenen Donnerstag im netten "Neuen Arena" in München stattfand.

Eigentlich ging es um Anzeigen; Fingerfood und der charmante Episodenfilm "New York I love you" waren ein netter Rahmen, um die "Produkte" vorzustellen. So weit, so wenig überraschend.

Überrascht hat mich der Auftritt von Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit Online. In nur zehn Minuten machte er mir sein "Produkt" schmackhaft. Blau beschrieb das redaktionelle Konzept und die Mannschaft. Er beschrieb, wie sich die Zeit von Spiegel Online absetzen will und wo die Grenzen des Boulevardismus liegen. Und er beschrieb, wie wichtig es ist, die Lesbarkeit und die Anmutung des Blattes beim Online-Design zu übertragen.

Ich habe es ausprobiert, nachdem ich zeit.de die letzten Jahre beharrlich ignoriert hatte. Zeit Online bringt tatsächlich die Haptik ins Digitale, die alte Lust am Zeitung lesen. Ja, Herr Blau, keine Anzeige verkauft, aber einen Leser gefunden.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Online muss einen Zeitpfeil bekommen

Es ist Aschermittwoch und passend dazu hat die Social Media Szene aus ihrer Mitte heraus diese Woche ein katharsisches Fegefeuer erlebt. Mirko Lange hat in einem stark diskutierten Blogbeitrag das Dogma des Dialogzwangs aufgegeben. Don Alphonso gab in der FAZ den ganzen Berufsstand der Social Media Berater zum Abschuss frei.

Vielleicht ist es an der Zeit, ein Element der Online-Kommunikation in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen, das wir in den vergangenen 2 Jahren als zu "einsnullig" abgetan haben: die Corporate Website.

Die zentrale Mission lautet: Die Corporate Website ist lebendiger Ankerpunkt für die Interaktion mit den verschiedenen Nutzergruppen im Netz.

Aus den kleinen Visitienkarten waren gerade Anlaufstellen für Kunden, Journalisten, Investoren und Nachwuchskräfte geworden, als zwei Bewegungen vieles in Frage stellten.

Zum einen wurden die Websites einfach zu groß. Nach IR, Pressebereich und Karriere kamen die großen CSR-Bereiche dazu, Sustainability wanderte in die oberste Navigationsebene. Mehr war besser und was IR in der 4. Navigationsebene beschreibt, kann HR nicht auslassen, oder? Aus einem Rechtfertigungszwang für die eigene Existenz wuchsen riesige, undurchschaubare Inhaltstiefen und -breiten. Es fehlte an redaktioneller Führungskraft, Themen umfassend aufzubereiten.

Die zweite Bewegung: In einigen Kommunikationsabteilungen verschob sich der Fokus auf Social Media. In Krisenzeiten wurde im Zweifelsfall eher Web 2.0 als Marketingkanal genutzt als viel Geld in eine Überarbeitung der gewachsenen Strukturen der Website zu verlieren. Viele Corporate Websites sind große Tanker, die richtungslos in einem Meer treiben. Zeit, sie ins Dock zu bringen und gründlich zu überholen.

Aus den Gesprächen mit Jürgen Mayer und Jan Manz heraus entwickelt sich bei mir der Gedanke, dass wir Corporate Websites nur noch mit Zeitpfeil denken dürfen. Corporate Websites müssen schlanker werden, in den Strukturen vereinfacht, in den Funktionen dynamisiert; und sie brauchen in ihrer Mechanik verankert einen kleinen, schnellen Themenmotor.

Zwei Gründe sprechen für die Rosskur:

  1. Die Gewohnheiten der Nutzer haben sich geändert. Was Social Media bewirkt hat, ist die Dynamisierung, die Beschleunigung der Interaktion. Internet ist wie Fernsehen geworden. Wir erwarten nicht mehr nur Informationsdepots. Wir wollen Programm.
  2. In den Unternehmen gibt es mit den Employer Branding Spezialisten und den CSR-Leuten neue Experten. Wir erleben, dass die akronymen Truppen von UK, IR, HR und CSR unterschiedliche Sprachen sprechen. Oft reden sie gar nicht miteinander und machen auf der Website ihr eigenes Ding.

Was ist zu tun?

  • An die Stelle ausufernder Strukturen muss strategisches Themenmanagement treten. Inhalte müssen so aufbereitet sein, dass sie mehrere Nutzergruppen ansprechen. Das ist nicht nur effizient, das macht die meisten Inhalte auch besser weil reichhaltiger in der Aussage.
  • Der Proof für das Markenversprechen liegt in dem, was im Unternehmen passiert. Deshalb sind es die aktuellen Inhalte, die die Website antreiben und wertig machen. In deren Herzen liegt die Mechanik eines Blogs, der seinen Zeitpfeil mitbringt.
  • Authentisch ist, was aus dem Unternehmen herauskommt. Deshalb müssen möglichst viele Bereiche im Unternehmen die Chance haben, direkt aktuelle Inhalte zuzuliefern. Wir brauchen dazu mehr redaktionelles Management und weniger komplizierte CMS. So wie Uwe Knaus den Daimler Blog eher fördert statt kontrolliert, müssen die Verantwortlichen im Unternehmen Autoren anleiten und führen.
  • Websites müssen noch mehr zu Anwendungen werden. Auch das haben die Nutzer mit Google Docs und auf Facebook gelernt. Die neuen Corporate Websites sind Werkzeuge, sie treten in Interaktion und sie sind Schnittstellen für die Community rund um das Unternehmen. Hier findet Social Media statt.

Mein Plan ist, in den nächsten Beiträgen noch mehr über die Corporate Website zu lernen. Ich freue mich über euer Feedback und nehme neue Gedankengänge gerne mit auf.

Montag, 15. Februar 2010

Marken brauchen Freunde, nicht nur Fans

Ich bin kein Fan und werd's nicht mehr. Früher war ich es. Der Fan erwartet jede CD seiner Lieblingsband mit Spannung. Er schneidet die Zeitungsartikel über seinen Verein aus und kauft überteuerte Bücher. Er reist quer durch die Republik für ein Konzert. Kurz: Er ist ein Fan und der andere ist der Star.

Heute soll ich auch wieder ein Fan sein, auf Facebook. Aber Coca Cola hat schon über 5 Millionen Fans, Angela Merkel 25.000, der TSV Ismaning immer noch 32. Was soll ich da noch? Was hilft es mir?

Der Fan-Status widerspricht dem Cluetrain-Manifest und einem wichtigem Dogma der Social-Media Szene: Auf Augenhöhe miteinander sprechen. Der Star blickt immer auf den Fan herab. Er bestimmt, was über ihn geschrieben wird. Fans kritisieren den Star nicht.

Um als Marke zu wissen, welche Markenerfahrung die Nutzer draußen machen, brauchen sie keine Fans, sondern Freunde. Weil Freunde ehrlich sagen, wenn Marken schief liegen. Weil Freunde ein Interesse daran haben, Marken und Produkte zu verbessern.

Marken wie Coca Cola können mit Fans zufrieden sein. Wer aber erfahren will, welche Markenerfahrung die Menschen machen, der muss die richtigen Fragen stellen und dann zuhören. Dazu sind Gruppen und Foren vielleicht viel besser geeignet. Ich kann mir vorstellen, dass viele Anbieter von Dienstleistungen oder (Online)-Händler auf diesem Weg besser fahren, egal ob sie das nun auf Facebook machen, auf Xing, oder ob sie eine eigene Community aufziehen. Wer mit Nutzern so in die Diskussion einsteigt, wer ihnen Support gibt und nicht nur Downloads, der gewinnt Freunde.

Ich werde kein Fan von Coca Cola. Ich werde auch kein Fan von Angela Merkel. Aber vielleicht könnten wir ja Freunde werden.

Samstag, 13. Februar 2010

Süddeutsche, das ist deine letzte Chance

Update 18.02.09:

Die SZ kommt per Post, nicht wie versprochen per Träger. Mit der Frühstückslektüre wird es also nichts. Am Beginn einer neuen Beziehung kann man sich solche Fehler nicht leisten, liebe Süddeutsche.

----------------------------------------------

Liebe Redaktion der Süddeutschen Zeitung,
ich gebe euch eine letzte Chance. Nach 15 Jahren Abo habe ich euch anlässlich der Preiserhöhung letztes Jahr den Geldhahn zugedreht. Sorry nochmal, aber ich hatte einfach keine Zeit mehr, weil ich mich soviel um Social Media kümmern musste.

Aber jetzt wohne ich nicht mehr so weit vom Büro weg und kann mir euch wieder leisten. Deshalb habe ich euer Angebot gerne angenommen, der SZ sechs Wochen lang für 31 Euro eine Chance zu geben. Ich bin gespannt.

Bitte liebe Redaktion, gebt euer Bestes in dieser Zeit.

  • Ich hätte gerne Streiflichter, die süßlich bitter schmecken und gut gepfefferte Leitartikel von Heribert Prantl.
  • Ich hätte gerne ein Feuilleton, einen Wirtschafts- und Medienteil, die sich in meinem Arbeitsumfeld auskennen und nicht alles elektronische verteufeln.
  • Ich will eure Analyse über die Qualität der Arbeit im Stadtrat wie im Europaparlament.


Vor allem aber will ich von Euch den Beweis, dass die Zeitung als Medium immer noch funktioniert. Dass es möglich ist, mir jeden Morgen die Welt gut recherchiert, fein analysiert in Hirn gerechten Portionen auf den Frühstückstisch zu liefern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Blogger und Twitter keinen Journalismus eurer Klasse ersetzen - aber ich muss es wissen. Ich bin mir fast sicher, dass ich auf Digg und Yigg weniger gut über die Geldverschwendung bei der Bayerischen Landesbank erfahre - aber ich muss es wissen.

In meiner Zeit als SZ-Abonnent habe ich viel Wissen aus der Lektüre gezogen, vielleicht sogar so etwas wie Bildung. In meiner zeitungsfreien Zeit habe ich gemerkt, dass zu wenig relevantes Wissen hinzukam - zu wenig Ideen, Inspirationen.

Insofern könnt Ihr diesen Beitrag gerne als Liebesbrief sehen, liebe Redaktion. Aber als mahnenden. Ihr habt sechs Wochen Zeit (ab Mittwoch!), euer Bestes zu geben. Hängt euch rein, denn wir haben eine Beziehung auf Probe.

Freitag, 12. Februar 2010

Krieg! wbpr arbeitet am iPad-Killer

Wie ein unscharfes Photo aus der Entwicklungsabteilung der PR-Agentur wbpr in München zeigt, sind die Arbeiten am "Block" genannten iPad-Killer bereits weit fortgeschritten. Ebenso wie das iPad kann der Block kein Flash, dafür soll der Nutzer aber zwischen mehreren geöffneten Anwendungen "blättern" können, wie die sympathischen Münchener es nennen.

Ähnlich wie Apple will wbpr sinnvolle Produktfeatures erst in der dritten Generation implementieren. "Wir denken dabei an eine Spiralbindung und vorgezeichnete Linien", hieß es unter der Hand.