Dienstag, 26. Februar 2013

Das Isarflimmern des Wacholders

Das bierselige München wird zum Spirituosen-Mekka. Im Dunst dieses Wandels ergreifen junge Unternehmen die Chance, neue Produkte und neue Geschäftsmodelle auf den Markt zu bringen. Und wieder zeigt sich: Sie sind grün, sie sind verhaftet in einer bestimmten Region und sie setzen auf starkes Design.

Hopfen und Malz sind in München längst verloren. Die meisten Münchner Brauereien sind inzwischen nur noch die verlängerten Bottiche internationaler Braukonzerne, von löblichen Ausnahmen. Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps, denkt sich da der Münchner.

Der Duke regiert schon länger, mit den Munich Distillers gibt es eine gediegene Manufaktur für Hochprozentiges. Auf der Finest Spirits bin ich nun zum ersten Mal Korbinian Achternbusch und dem Produkt aus seinem kupfernen Kessel begegnet.

feel! mit einem großen Ausrufezeichen heißt sein Zaubertrank. Wo der Duke mit seiner kräftig-definierten Geschmacksfülle den Gaumen überrennt, ist feel! ein fein austarierter Wacholderschmeichler, der mit einem Blumenbouquet in der einen Hand und einem Obstkorb in der anderen an die Tür klopft. Zitrone, Lavendel, Koriander geben dem Wacholder Kontra. Das Münchner Wasser jongliert mit den Aromen. Typisch münchnerisch, dieses Isarflimmern in der Nase, ein Föhnwind am Gaumen und ein Abgang mit Alpenblick.

Über ein Jahr hat der Münchner Korbinian Achternbusch an seinem Produkt geschraubt. Die Finest Spirits ist sein erster Messeauftritt. Hohe Stückzahlen lässt die handwerkliche Herstellung bis jetzt nicht zu. Noch gibt es den bio-zertifizierten Gin nur in wenigen, ausgewählten Läden und im Internet zu kaufen. Aber die legendäre Schumann's Bar am Hofgarten hat ihn schon auf die Karte gesetzt - und darauf ist Korbinian stolz.

Wo der Duke das klare, kräftige Yang ist, vertritt feel! das weiblich warme Yin. Wer also noch weibliche Gesellschaft sucht, sollte den Gefühlen freien Lauf im Glas lassen.

Dienstag, 19. Februar 2013

Ein Herz für die PR-Abteilung

Was man mit Studien Lustiges anfangen kann, beweist heute mal wieder Xing mit seiner Pressemitteilung. Demnach sind 14 Prozent der Befragten schon mal eine Beziehung am Arbeitsplatz eingegangen. 35 Prozent könnten sich das immerhin vorstellen. Für 85 Prozent sind die Kollegen sogar die attraktivsten Beziehungspartner. So weit, so beziehungsreich. Jetzt kommt das große Aber.

Ausgerechnet wir kommunikativen Wortkünstler, einfühlsamen Zuhörer und zupackenden Macher in PR und Marketing kommen im Schaukampf der attraktivsten Abteilungen nur auf Platz fünf. Vor uns sind die grauen Mäuse aus der Buchhaltung, die Stechkarten-Stempler aus der Personalabteilung, die öligen Vertriebler und die Jungs aus der Produktion mit den schwarzen Fingernägeln. Was auffällt: je typisch "männlicher" der Bereich, desto sexier die Abteilung.

Uns PR-Männern und -Frauen traut man beziehungstechnisch nichts zu, aber dafür können wir Facebook.Zehn Prozent aller neuen Beziehungen beginnen bereits mit dem F-Wort, wie der Beziehungspezialist Jakobs feststellt. Natürlich denken wir dabei nicht an Bang with friends. Wir feinfühligen Geschöpfe haben ein größeres Herz und ein Hirn dazu. Da passt es gut, dass es jetzt eine BwF-Variante gibt, die uns nicht nur im Vollzug, sondern auch im Schwärmen, Träumen, Hach-Sagen unterstützt.

Große Herzen statt Big Bang
Friends-or-more.de heißt die Weiterentwicklung der Leverkusener App-Spezialisten "Socialised". Das Prinzip ist das selbe wie bei BwF: Die Facebook-Anwendung erzeugt aus euren Facebook-Kontakten einen Katalog eurer potenziellen Herzenswünsche. Ihr setzt ein Herz dort, wo ihr euch mehr vorstellen könnt, als nur eine Facebook-Freundschaft. Macht der Herzenswunschpartner das gleiche, habt ihr einen Volltreffer gelandet. Klickt der andere nicht, merkt keiner was.


Trend: Secret Wishlist-Apps
Secret-Wishlist-Apps werden die amourösen Helferlein genannt. Und wir brauchen sie dringend. Facebook-Freunde sind anders als andere Freunde. Wir sammeln sie nicht nur in unserem engsten Bekanntenkreis ein. Kollegen, Geschäftspartner, entfernte Bekannte, einmalige Bekanntschaften - ein direktes Ansprechen würde sich oft verbieten oder wäre riskant. Friends-or-more.de oder Bang with Friends lassen nur zusammen kommen, was zusammen gehört.  Keine Fragebögen, kein Ausfüllen von Profilen wie bei Partnerbörsen, kein pseudowissenschaftliches Matching.



Thema: Datensicherheit und Privatsphäre 
Dass Friends-or-more.de dabei wesentlich charmanter, herzlicher und weniger hormon-gesteuert daher kommt als das amerikanische Original, sieht man auf den ersten Blick. Die Entwickler rund um Projektleiter Mike Wattrodt haben aber auch auf die Sicherheit geachtet. Ein Klick und die Daten und die App werden wieder vom Facebook-Profil entfernt. Mike, der einige Projekte für uns bei talkabout realisiert hat, sieht hier den großen Unterschied: "Die Idee von Bang with Friends war einfach und genial. Aber wir wollten etwas auf Deutsch machen, das herzlicher ist, weniger direkt und vor allen Dingen sicherer für alle Beteiligten."

Tatsächlich ist das Verteilen von Herzen einfach, unverbindlicher und ergebnisoffener. Was die beiden verbundenen Herzen  miteinander anstellen. definieren sie selbst. Und das kommt uns Kommunikationsexperten durchaus entgegen, wenn wir wieder mit jemand aus der Produktion anbandeln wollen.