Sonntag, 26. Mai 2013

Geh joggen, Hello Bank

Das Cortal Consors ein gutes Händchen für nutzerfreundliches Online und neuerdings auch Mobile Banking hat, ist mir schon öfter aufgefallen. Mit der Hello Bank starten die Franzosen nun ein neues Projekt unter starker Beteiligung der Nutzer. Die Einführungskampagne aber krankt an Markenchaos und Durchschaubarkeit.


Die meisten Banken verhalten sich im Web ja ungefähr so innovativ wie die Autohersteller, die Modell-Konfiguratoren immer noch für ein ganz heißes Ding halten. Nachdem die Fidor Bank mit einem starken Mitmach-Ansatz einige Impulse in dem Markt gab, fangen die Banken langsam an zu denken. Man kann es wie die Commerzbank machen, deren größter Coup es war, eine Mitarbeiterin im Werbespot joggen zu schicken, oder man ändert wirklich etwas und bietet zum Beispiel Videoberatung außerhalb der kundenverachtenden Öffnungszeiten an, wie es die HypoVereinsbank macht.

Der Einstieg: Schlecht orchestriert.

Hello Bank lässt erstmal die Kunden arbeiten und sammelt Fragen von ihnen ein, die auf einem Workshop beantwortet werden sollen. Das Handelsblatt vermutet nicht ganz zu unrecht, dass die Nutzer die unklare Zwei-Marken-Strategie der Franzosen hinterfragen werden. Während Cortal Consors für viele als reiner Broker gilt, soll Hello Bank europaweit die Vollbank-Marke werden, Mobile Banking soll im Mittelpunkt stehen, dazu hat sich die Werbeagentur schon mal eine vollkommen uninspirierte Aktion mit einem Orchester ausgedacht.


Der Kunde? Steht verloren im Raum.

Ob und was sich für Cortal Consors Kunden ändert, ist momentan vollkommen unklar. Und so steht die Fragen-Kampagne bisher etwas verloren im Raum. Offiziell ist die Bank ja schon gestartet, angeblich sollen das neue Girokonto und das Tagesgeldkonto schon neue Produkte der Hello Bank sein. Wo es mal hingehen könnte, ist bereits unter dem belgischen Auftritt www.hellobank.be zu sehen. Fraglich bleibt, wozu man die Kunden noch fragen will, wenn die Produkte eigentlich schon fertig sind?

Und so bleibt ein ungutes Gefühl, dass die Nutzerbeteiligung nur der Fassade dient und sich Hello Bank kein bisschen für die Fragen der Kunden interessiert. Das erste Hallo der Hello Bank ist schon mal keine sympathische Ansprache.Geh lieber joggen, Hello Bank, das macht einen schlanken Fuß.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Crowdfunding braucht kommunikative Entrepreneure

Investor Relations sind schon lange nicht mehr nur für Aktiengesellschaften wichtig. Crowdfunding stellt Start-ups vor die Aufgabe, die Beziehungen zu den potenziellen und bestehenden Investoren aufzubauen. Kommunikation mit den Investoren hilft den Teams, mehr Kapital zu besseren Konditionen einzusammeln - und langfristig eine lebendige Community von Unterstützern aufzubauen.


Ideen brauchen Geld. Nicht nur Start-ups stehen vor der Aufgabe, ihre Idee in eine marktfähige Innovation zu verwandeln. Immer kürzere Produktzyklen und die weltweite Vernetzung von Menschen und Unternehmen zwingen alle Unternehmen dazu, in Innovationen, in Forschung und Entwicklung zu investieren.

1. Karges Angebot für kapitalhungrige Ideen

Staatliche Förderung, Venture Capital und Business Angels bildeten bis jetzt den Dreiklang der Finanzierung für Start-ups. Viel Musik ist aber in Deutschland nicht drin. "VC in Deutschland ist tot", lautet allenthalben das Urteil. Business Angels bieten Starthilfe für einige wenige, und die staatliche Förderung geht sehr stark in die Breite, kommt aber nicht in ausreichender Höhe bei den wachstumsorientierten Unternehmen an. Gerade in den frühen Phasen einer Gründung fehlt Kapital. Es gibt noch kein Produkt, keine Kunden, keine Marktexpertise. Im besten Fall gibt es eine gute Idee und ein Team, das nach Geld sucht, um die Idee in Geschäft umzusetzen.

Crowdfunding stößt in diese Lücke. Oder genauer: Crowd Investing: Es bringt das Geld vieler kleiner, durchaus gewinnorientierter Anleger zu den Ideen wachstumsorientierter Start-ups. Die Szene professionalisiert sich, die Tickets werden größer. Die Investoren erwarten mehr als ein nettes Team und eine nette Idee.

2. Start ins Crowd-Investment: Kommunikative Due Dilligence

Investor Relations für Unternehmen im Crowd-Investment Prozess gehen deshalb über das Erzeugen von Buzz für die Idee hinaus. Es geht um den Aufbau und die Pflege von Beziehungen, um Vertrauen. Solange es noch kein Produkt gibt, müssen Start-ups die Geschichte dazu erzählen und dabei glaubwürdig sein. Sie müssen Phantasie bei den Anlegern erzeugen, aber sie dürfen keine Luftblasen produzieren. Denn mit dem einmaligen Einsammeln von Kapital ist es selten getan. Crowd-Investments sind nur der erste Sprint.

Der Weg auf die Crowdfunding Plattform sollte deshalb mit einer kommunikativen Due Dilligence beginnen. Dann geht es darum, die relevanten Communities, Infuencer und Stakeholder zu identifizieren. Die Kommunikation ist darauf ausgerichtet, aus der Neugierde eine langfristige Beziehung aufzubauen und den Kontakt zu halten.

Ein wenig Social Media und ein bisschen Website reichen da nicht mehr: Es geht um die die Entwicklung einer tragfähigen, mittelfristigen Strategie, um die Professionalisierung der Kommunikation in der frühen Entwicklungsphase des Unternehmens und die Entwicklung von KPI für die kommunikative Wertschöpfung.

3. Anforderungen: Schnell, effizient, einfallsreich

Investor Relations gehört in den Businessplan jedes Start-ups. Vor allem brauchen die Investor Relations junger Unternehmen eine Kommunikation, die mit der rasanten Entwicklung des Unternehmens mithält, sie antizipiert und letztendlich auch mitsteuert. Kommunikatoren müssen schneller agieren, näher am Unternehmen dran sein und mit begrenzten Mitteln auskommen. Es braucht ein wenig mehr Einfallsreichtum und deutlich mehr Herzblut. Es braucht kommunikativen Entrepreneure.

Einen guten systematischen, aber rein auf Marketing basierten Ansatz liefert der Post von Pascal Bösiger.