Montag, 29. Dezember 2008

Rundfunk, Blogger und die Gebühren

Heute reden alle gerne über den Journalismus. Haben wir eine Journalismuskrise oder nur eine Medienkrise? Vielleicht haben wir gerade das Glück, die beste aller Medienwelten zu erleben, das gemeinsame Bestehen der noch vorhandenen Qualitätsmedien und der neuen Online-Medienlandschaft.
Schauen wir an diesem in weiten Teilen arbeitsfreien Tag in die Medien über Medien:
Während die einen gerade ein Schmierentheater abziehen, befasst sich Michael Meyer im Deutschlandradio sehr fundiert mit der Recherche als journalistischer Grundkompetenz. Und Matthias Schwenk überlegt, in wie weit Netzzeitungen und Blogger die Funktion der klassischen Medien ins Internet tragen könnten.
Diese beiden sehr klugen Beiträge landen letztendlich beim Geld. Meyer berichtet über die Vorschläge, eine Stiftung für Qualitätsjournalismus aufzubauen, weil weder die Qualitätsdruckerzeugnisse noch das Öffentlich-Rechtliche System in der Lage sind, diese Art des Journalismus zu finanzieren. Meiner Meinung nach sollten dann aber Journalisten alimentiert werden, nicht Medien. Es kann nicht sein, dass die zur journalistischen Grundversorgung verurteilten Öffentlich-Rechtlichen dazu nochmal Extra-Geld brauchen.

Schwenk geht gleich einen Schritt weiter und hat ihn vielen Dingen recht, in zwei Punkten aber muss ich widersprechen.
  • Schwenk empfindet die Vielfalt der Redaktionen als unnütz, besonders in Zeiten des Internets. Erstens zeigt diese Argumentation ein seltsames Verständnis von demokratischer Meinungsbildung, zweitens widerspricht sie sich in sich selbst. Was das Internet prägt, ist gerade die Vielfalt der Meinungen und Ansichten. Meinungen werden nicht besser, weil sie einhelliger werden. Meinungen leben von der Vielfalt und wenn seriöse Medien mehr fundierte Meinungen produzieren, ist das vielleicht nicht effizient, hilft aber die gesellschaftliche Funktion der Medien zu erfüllen.
  • Schwenk vergisst außerdem, das Geld den Charakter ruiniert. Ist so. Die Meinungvielfalt und Meinungsgüte in der Blogosphäre ist wunderbar. Gerade weil sie in weiten Teilen auf ehrenamtlichen Experten beruht. Kommt Geld in dieses System, steigt automatisch der Zwang zur Professionalisierung und Effizienz. Kurz: Wir landen am Ende bei einem ähnlichen Mediensystem. Das ist nicht schlecht, aber wieso für etwas Extra-Geld in die Hand nehmen, dass wir bereits haben?

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